Gott kennenlernen
Wie kann man einen Gott kennenlernen,
der jeden menschlichen Horizont sprengt?
Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.
» Johannes 17,3
Fragst du dich manchmal, wie du Gott kennen lernen kannst?
Um einen Menschen intensiver kennenzulernen brauchen wir in der Regel lange Zeit, obwohl wir uns Menschen sehr ähnlich sind. Wir müssen einiges miteinander erleben, damit wir seinen Charakter und seine Denkweise erleben und verstehen können. Ist er introvertiert oder extrovertiert? Was bringt ihn auf die Palme und was macht ihm die größte Freude? Was beschäftigt ihn und welches Ziel hat er für sein Leben? Ist er treu und hält er sein Wort? Sagt er die Wahrheit und denken wir über die entscheidenden Dinge des Lebens ähnlich?
Manchmal geben wir Menschen sogar einen Spitz- oder Kosenamen, welcher einen hervorstechenden Wesenszug oder etwas, was die Person oder die Beziehung zu ihr besonders auszeichnet, benennt.
Ich denke, in der Beziehung zu Gott ist es ähnlich.
Er ist ein heiliger Gott
In der Bibel haben Namen eine große Bedeutung und sagen viel über die Person aus. Da denke ich zum Beispiel an die Donnersöhne oder auch an Simon, der dann in Petrus (=Stein oder Felschen) umbenannt wurde, genau wie aus einem Saulus ein Paulus (=der Kleine) wurde.
Aber viel wichtiger sind die vielen Namen Gottes, die er uns in seinem Wort geoffenbart hat! Sie sagen viel über sein Wesen aus, und über die Beziehung zu uns Menschen. Gott ist ganz anders als wir Menschen, und zwar heilig, also eine ganz andere „Kategorie“ als jedes erschaffene Wesen. Er steht über der ganzen Schöpfung und ist abgesondert von ihr. Deshalb brauchen wir die göttliche Offenbarung. Wenn Gott uns sich nicht selbst zu erkennen gegeben hätte, hätten wir aufgrund unsres sündigen und beschränkten Verstandes keine Chance Gott irgendwie zu ergründen. Und Gott sei gepriesen! Er hat sich dazu entschlossen, sein Wesen und sein Herz uns Menschen zu zeigen, und zwar in der Schöpfung, in seinem Wort, durch die Offenbarung seiner Namen und in besonderer Weise durch Jesus Christus!
Deswegen können wir über Gottes Wesen lesen und darüber nachsinnen – und wie wichtig ist es, dass wir das ausgiebig tun! Wirklich „erkennen“ oder kennenlernen tun wir ihn jedoch erst, wenn wir ihn ganz persönlich erfahren. Aber wie geschieht das?
Wie wir einen Menschen in leidvollen Situationen am besten kennenlernen, so ist es auch mit unserem himmlischen Vater. Er lässt uns seine göttlichen Wesensmerkmale in Stunden der Not erfahren. Also dann, wenn alles menschliche, alles irdische am Ende ist!
Wie könnte das aussehen? Hier zum Beispiel der wunderbare Vers aus Jesaja 9,5:
Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens.
Wie solltest du göttlichen Rat suchen und erhalten, wenn du nicht irgendwann mit deiner Weisheit wirklich am Ende bist?
Wie solltest du Gottes Stärke erfahren, wenn du nicht einmal völlig mit deiner Kraft am Ende bist?
Wie solltest du dich nach dem Vater der Ewigkeit sehnen, wenn die Welt nicht irgendwann ihren Reiz verliert?
Und wie solltest du den Frieden, „der alle Vernunft übersteigt“, erfahren, wenn du nie beispielsweise heftige Kämpfe in deinem Inneren ausfechtest?
Wie Gott außerhalb dieser Schöpfung steht, abgesondert heilig ist, so ist es auch hier: Wenn die Welt um uns herum keine Hilfe mehr bieten kann – dann ist der Zeitpunkt gekommen an dem Gott sich uns offenbaren will. Dann ist unser Herz bereit dazu.
Auch die Jünger machten so eine Grenzerfahrung auf dem See Genezareth. Jesus war mit ihnen an Bord und es kam ein heftiger Sturm auf. Erst als sie an ihre Grenzen kamen und glaubten alles wäre nun verloren, schüttelten sie Jesus wach. Ja tatsächlich! Jesus schlief auf dem Boot, währenddessen eine Welle nach der anderen Wasser ins Boot spülte und der Wind Kleidung und Segel umherpeitschte! Wie konnte das sein? Er hatte ein Ziel: Er wollte, dass die Jünger ihre Hoffnung beginnen auf ihn zu setzen und bei ihm um Hilfe flehen, damit er sich ihnen offenbaren konnte, als der, der er war: Als der Herr über alle Schöpfung! Hätte er es ihnen einfach gesagt, wäre es vielleicht nur in ihrem Kopf geblieben… Aber nun ging es ihnen durch Mark und Bein und sie fragten: „Wer ist dieser, dass ihm selbst die Winde und der See gehorsam sind?“ (Matthäus 8,27)
Und scheinbar war diese Erkenntnis noch nicht tief genug. Später sollten sie eine weitere Grenzerfahrung machen um Jesus noch besser zu erkennen. Sie waren auf Jesu Anweisung ins Boot gestiegen und waren wieder auf dem See Genezareth in einen Sturm geraten (s. Mt 14,22-36). Jesus war nicht mit an Bord. Aber er offenbarte sich ihnen dann als der, der über den Stürmen dieser Welt erhaben ist; er ging auf den Wellen. In ihrer Angst und Verzweiflung haben sie ihn erst nicht erkannt. Jesus rief ihnen zu:
„Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht!“
Jesus wollte ihnen den Frieden schenken, der den Verstand übersteigt, und der daraus resultiert, dass Jesus die ganze Schöpfung mitsamt ihren Stürmen unter Kontrolle hat und sie ihm als Herrscher zu Füßen liegt. Und dass das ganz persönliche Auswirkung auf sie – wie heute auch auf uns – hat, wie Petrus es dann erfahren durfte. Diesmal hatten die Jünger es verstanden und konnten glauben:
„Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!“
Hätte es denn so dramatisch sein müssen? Ja, Gott hatte es so gewollt. Viele andere Offenbarungen waren weit weniger dramatisch, und ich denke, dass Gott mit uns ebenso handelt. Meist sind seine Offenbarungen sogar sehr angenehm, wie bespeilsweise die wunderschöne wiederkehrende Morgenröte, was uns an die Verheißung in Hosea 6,3 erinnert: „So lasst uns ihn erkennen, ⟨ja,⟩ lasst uns nachjagen der Erkenntnis des HERRN! Sicher wie die Morgenröte ist sein Hervortreten. Er kommt wie der Regen ⟨zu⟩ uns, wie der Spätregen, der die Erde benetzt.“ Ich denke, umso intensiver die Lektion, umso tiefer sitzt das Gelernte und umso größer die Not ist, umso größer fällt die Gnade und Hilfe aus, die wir dann erfahren dürfen – und umso mehr wird unser Glaube gestärkt und das Vertrauen vertieft!
Welchen Namen würdest du Gott geben?
In besonderer Weise muss ich da an Hagar denken. Sie wurde von Sara, ihrer Herrin, gedemütigt, worauf sie schwanger in die Wüste floh (s. 1. Mose 16). Wie verzweifelt musste sie gewesen sein? Doch der Engel des Herrn fand sie dort, weil er ihr Jammern gehört hatte. Er gab ihr eine atemberaubende Verheißung für ihren Sohn im Mutterleib und Wegweisung. Wie wunderbar ist unser Gott?! Was sagt das über sein Wesen aus? Gott begegnete Hagar am tiefsten Punkt ihres derzeitigen Lebens und richtete sie wieder auf.
Was war ihre Reaktion auf die Begegnung mit dem Gott des Himmel? Sie erkannte seinen Namen: El-Roi. Dieser bedeutet: Du bist der Gott, der mich sieht. Das hatte sie ganz persönlich erfahren.
Hast du persönlich Gott in Situationen erlebt, die besondere Merkmale seines Wesens unterstrichen? In welchen Situationen ist dies geschehen? Wie denkst du seitdem über Gott? Und hat sich dadurch deine Beziehung, dein Vertrauen zu Gott vertieft? Hier ein paar weitere Namen Gottes.
Jahwe Zur – Der Herr mein Fels
Psalm 144,1-2: „Gepriesen sei der HERR, mein Fels, der meine Hände unterweist zum Kampf, meine Finger zum Krieg: Meine Gnade, meine Burg und meine Zuflucht, mein Erretter, mein Schild und der, bei dem ich mich berge, der mir Völker unterwirft.“
Eloah – Einzig mächtiger Gott, Gott der Eine und Starke, Anbetungswürdiger Gott
Jesaja 44,6-8: „So spricht der HERR, der König Israels und sein Erlöser, der HERR der Heerscharen: Ich bin der Erste und bin der Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott. Und wer ist wie ich? Er rufe und verkünde es und lege es mir dar! Wer hat von Urzeiten her das Kommende hören lassen? Und was eintreten wird, sollen sie uns verkünden! Erschreckt nicht und zittert nicht! Habe ich es dich nicht schon längst hören lassen und es dir verkündet? Und ihr seid meine Zeugen: Gibt es einen Gott außer mir? Es gibt keinen Fels, ich kenne keinen.“
El Chanun – Gnädiger Gott, Barmherziger Gott, Gütiger Gott
Nehemia 9,31: „Doch in deinen großen Erbarmungen hast du nicht ein Ende mit ihnen gemacht und sie nicht verlassen. Denn ein gnädiger und barmherziger Gott bist du!“
Jahwe Jireh – Der Herr mein Versorger
Römer 8,31b-32: „Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns? Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“
Jahwe Rapha – Der Herr der mich heilt
Jesaja 57,18+19: „Seine Wege habe ich gesehen und werde es heilen. Und ich werde es leiten und ihm Tröstungen gewähren und seinen Trauernden die Frucht der Lippen schaffen. Friede, Friede den Fernen und den Nahen! spricht der HERR. Ich will es heilen.“
Jahwe Roi – Der Herr ist mein Hirte, Der Herr ist mein Freund
Psalm 23.1-3: „Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er lagert mich auf grünen Auen, er führt mich zu stillen Wassern. Er erquickt meine Seele. Er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen.“
Jahwe Schammah – Der Herr ist gegenwärtig
Psalm 34,19: „Nahe ist der HERR denen, die zerbrochenen Herzens sind, und die zerschlagenen Geistes sind, rettet er.“
Auch ich habe schon ein paar Grenzerfahrungen gemacht – und Gottes wunderbare Hilfe erfahren! Ja, es lohnt sich! Es lohnt sich solche heftigen Nöte zu durchleben um Gott in besonderer Weise kennen zu lernen!
Hier erzähle ich von einem dieser Vorfälle:
Gottes Trost ist besser
Was von Anfang war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben,
was wir angeschaut und was unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens
— und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns erschienen ist—,
was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt;
und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.
Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude vollkommen sei.
» 1. Johannes 1,1-4