Gebet im Glauben = Heilung?
Hast du schon mal für dich oder einen lieben Menschen um Heilung gebetet, aber es ist nichts passiert? Hast du schon einmal gehört, dass du noch nicht gesund geworden bist, weil du einfach nicht genug Glauben hast?
Das kann einen ganz schön hart treffen. Mir hat das zwar noch keiner geradeaus gesagt, aber es gibt Situationen oder Menschen, die mir genau dieses Gefühl gegeben haben: Du allein bist dafür verantwortlich gesund zu werden. Wenn du genug Glauben hättest, wäre das alles schon längst Geschichte. Auf der anderen Seite begegnen mir aber noch viel mehr Menschen, die sich Angesichts von Krankheit hilflos fühlen und so gerne irgendwie helfen würden.
Wenn du das auch kennst, oder einen lieben Menschen hast, dem du wirklich helfen möchtest, dann möchte ich dir nun ein paar Denkanstösse geben. Vielleicht helfen sie dir, Gebet um Heilung besser im Licht der Bibel zu verstehen. Es sind wirklich nur Denkanstösse.
Als Jesus heilte
Und Jesus sprach zu dem Hauptmann:
„Geh hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast.“ Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde.
Matthäus 8,13
Als Jesus Sünden vergab und heilte, kamen viele Menschen zu ihm, die Heilung von ihm erhofften. Und in den wahrscheinlich meisten Fällen lesen wir, dass ein Kranker von Anderen zu Jesus gebracht worden war, siehe Matthäus 4,23-24. Oft kamen sogar nur die Angehörigen oder Freunde, die für ihren Freund baten, da es vielleicht nicht möglich war, ihn zu Jesus zu transportieren. An wessen Glauben machte Jesus dann die Heilung fest?
An dessen Glauben, der um Heilung bat. Sei es nun der Kranke selbst oder sein Angehöriger oder Freund. Manchmal waren die Kranken ja nicht mal vor Ort (siehe Matthäus 8,13). Und manchmal ging Jesus auch ohne Aufforderung zu einem bestimmten Kranken hin, zu jemanden, der keinen Fürsprecher hatte und nicht zu ihm kommen konnte. Er heilte ihn, selbst wenn dieser keine (hörbare) Bitte an Jesus richtete oder eher richten konnte. Beispiele hierfür wären der Mann am Teich Bethesda, der niemanden hatte, der sich für seine Heilung interessierte (Johannes 5,1-16) oder aber der Besessene Gerasener, der von allen Menschen verstoßen auf dem Friedhof lebte (Markus 5,1-20).
Gleich alle Fälle finden wir im 8. Kapitel des Matthäusevangeliums. Zuerst bittet ein Aussätziger um Reinigung, dann bittet ein Hauptmann für seinen Knecht, der zuhause im Bett lag, danach ging Jesus zur Schwiegermutter des Petrus hin und heilte sie, und schließlich brachten Abends die Menschen ihre Freunde und Angehörige zu Jesus um Heilung zu erbitten. Er heilte sie alle.
Als seine Jünger heilten
Durch die Hände der Apostel aber geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volk…
Es kamen aber auch viele aus den umliegenden Städten in Jerusalem zusammen und
brachten Kranke und von unreinen Geistern Geplagte, die alle geheilt wurden.
Apostelgeschichte 5,12.16
Auch hier sehen wir, dass viele Kranke von ihren Lieben gebracht worden waren. Aber ganz am Anfang, kurz nach der Ausgießung des Heiligen Geistes, wird uns in Apostelgeschichte 3 das erste große Heilungswunder beschrieben. Und dieses ist noch einmal ganz besonders.
Und zwar geht es um einen Gelähmten, der am Eingang des Tempels bettelte. Die Jünger Petrus und Johannes wollten zum Gebet in den Tempel gehen und werden von dem Gelähmten um ein Almosen gebeten.
Hier das Zitat aus Apostelgeschichte 3,5-8
Er aber achtete auf sie in der Erwartung, etwas von ihnen zu empfangen. Da sprach Petrus: „Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazareners, steh auf und geh umher!“
Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf; da wurden sogleich seine Füße und seine Knöchel fest, und er sprang auf und konnte stehen, lief umher und trat mit ihnen in den Tempel, ging umher und sprang und lobte Gott.
Interessanterweise hatte der Gelähmte um ein Almosen gebeten und nicht um Heilung, das geht ganz klar aus dem Text hervor. Ob er je das Evangelium von Jesus gehört hatte? Schließlich wurde er ja seit Jahren täglich am Eingang des Tempels hingesetzt um zu betteln. Wahrscheinlich hatte er noch nie einen Gottesdienst besucht oder einer Predigt zugehört. Aber vielleicht hatte er etwas mitgehört, wenn sich die gerade entstandene Gemeinde im Tempel traf und dort ihren Gottesdienst abhielt.
Als nun der ehemals Gelähmte im Tempel umhersprang und Gott für seine Heilung lauthals dankte – was ja nun nicht jeden Tag vorkam – waren viele erstaunt und verwirrt, weil sie ihn als den Gelähmten erkannten, der jahrelang um Almosen gebettelt hatte. Petrus ergriff die Gelegenheit und predigte das Evangelium an die zusammengelaufene Volksmenge. Und er sagt darin etwas sehr erstaunliches:
„Und auf den Glauben an seinen (Jesu) Namen hin hat sein Name diesen hier stark gemacht, den ihr seht und kennt; ja, der durch Ihn [gewirkte] Glaube hat ihm diese volle Gesundheit gegeben vor euch allen.“ Apostelgeschichte 3,16
Wessen Glaube hat dies nun bewirkt? Der Glaube des Gelähmten oder der Glaube der Jünger? Und ich meine, dass mit „der durch ihn gewirkte Glaube“, nicht der Gelähmte gemeint ist, der plötzlich aus sich selbst so stark glauben könnte und nicht mal ahnte, dass ihm seine Heilung bevorstand; sondern dass damit Jesus gemeint ist, der diesen Glauben gewirkt hat. Aber in wem hat Jesus nun diesen Glauben bewirkt?
Das Gebet des Glaubens
Ist jemand von euch krank? Er soll die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen lassen;
und sie sollen für ihn beten und ihn dabei mit Öl salben im Namen des Herrn.
Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten;
und wenn er Sünden begangen hat, so wird ihm vergeben werden.
Jakobus 5,14-15
Vielleicht finden wir ja in dem o.g. Text einen Hinweis darauf.
Wenn also jemand krank ist, sollen die Ältesten für ihn beten. Und die Heilung wird eindeutig vom Glauben der Ältesten, also von dem, der für den Kranken betet, abhängig gemacht. Wenn dann aber nichts geschieht, wird vielleicht unbewusst der Kranke als Schuldiger gesehen, weil er nicht genug Glauben hatte?
Richard Sibbes schreibt darüber:
„Manchmal kann unsere Trübsal aufgrund äußerlicher Beschwerden schwerer auf unserer Seele lasten als der Kummer über das Missfallen Gottes. Die Trübsal liegt in solchen Fällen nämlich auf dem ganzen – dem inneren und dem äußeren – Menschen. Und nichts ist da, was diesem Abhilfe schaffen könnte, außer einem Funken Glauben. Dieser Glaube ist, aufgrund des heftigen Gefühls der Betrübnisse, zeitweilig außer Kraft gesetzt. Dies spürt man am ehesten in plötzlichen Notlagen, die wie ein Sturzbach oder eine Sintflut über die Seele kommen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn körperliche Krankheit – aufgrund der Verbundenheit zwischen der Seele und dem Körper – auf die Seele derart einwirkt, dass sie nicht nur geistliche, sondern häufig auch natürliche Handlungen beeinträchtigt. Daher will Jakobus von uns, dass wir in Bedrängnis für uns selbst beten, aber im Falle einer Krankheit „die Ältesten der Gemeinde zu (uns) rufen“. Diese mögen dann, wie jene in den Evangelien, die kranke Person in ihren Gebeten Gott übergeben, weil diese unfähig ist, ihre eigene Sache vorzubringen. Daraufhin lässt er eine solche Bitte zu, die aus der Heftigkeit und Bitterkeit einer Klage heraus an ihn gerichtet wurde, wie bei David (s. Psalm 6). „Er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er denkt daran, dass wir Staub sind“ (Psalm 103,14); dass unsere Kraft nicht aus Stahl ist.“(a)
Bekennt einander die Übertretungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet!
Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist.
Jakobus 5,16
Ich denke, diese Verheißung ist einfach eine große Gnade Gottes. Ein Kranker ist oft angefochten, er mag an der Güte Gottes zweifeln oder auch an der Macht, ihn heilen zu können. Wenn man in einer gesundheitlichen Krise steckt, dann ist es sehr schwer im Glauben zu beten. Deswegen fordert Gott uns auf für unseren Nächsten besonders im Gebet einzustehen, dem Schwachen aufzuhelfen und uns den Nöten des Anderen anzunehmen.
Ist diese Verheißung nicht ein großer Trost und eine große Motivation für dein krankes Kind, deinen Angehörigen oder deinen kranken Freund zu bitten? Jesus heilte viele Menschen, weil Andere für sie aufrichtig beteten. Verliere nicht den Mut! Dies ist eine sehr große Hilfe, die du deinem Nächsten erweisen kannst!
Und wenn du selbst krank und in deinem Glauben angefochten bist, dann wisse, dass Gott die Gebete deiner Lieben hört und beantwortet. Du bist nicht allein, auch wenn es dir so scheinen mag. Gott hat dich in seine Familie gestellt, in der man füreinander Fürsorge trägt und betet. Und wenn Gott nicht helfen wollen würde, dann hätte er uns auch nicht dazu aufgefordert um diese Hilfe zu bitten.
Gott hört Gebet!
Und es soll geschehen: Ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören.
Jesaja 65,24
Kein Heilversprechen
Aber bedenke: Gott hat der Gemeinde jedoch kein Versprechen gegeben gesund zu bleiben oder gesund zu werden. Heilen und retten sind in der Bibel das selbe Wort. Als Jesus heilte, heilte er (fast) immer im Zusammenhang mit Sündenvergebung. So geschah es dann auch nach der Gemeindegründung. Paulus heilte viele andere, konnte aber weder sich selbst noch Timotheus noch Epaphroditus heilen.
Das scheint jetzt etwas widersprüchlich zu sein. Aber das ist ein neues Thema.
Aber Gott wird helfen, er wird den Kranken aufrichten. Und er wird sich verherrlichen, auf seine Art und Weise.
Das ist sein Versprechen.
(a) Richard Sibbes, „Geborgen in ihm“, S. 38, 3L Verlag