Der Zweck des Leidens/der Züchtigung
Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er schlägt aber jeden Sohn, den er aufnimmt.
Der Zusammenhang von Glaube und Züchtigung
Eine Auslegung von Arnold Fruchtenbaum zu Hebräer 12,5-11
…und habt die Ermahnung vergessen, die zu euch als zu Söhnen spricht:
»Mein Sohn, schätze nicht gering des Herrn Züchtigung, und ermatte nicht, wenn du von ihm gestraft wirst! Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er schlägt aber jeden Sohn, den er aufnimmt.«
⟨Was⟩ ihr erduldet, ⟨ist⟩ zur Züchtigung: Gott behandelt euch als Söhne. Denn ist der ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid, deren alle teilhaftig geworden sind, so seid ihr Bastarde und nicht Söhne. Zudem hatten wir auch unsere leiblichen Väter als Züchtiger und scheuten sie. Sollen wir uns nicht vielmehr dem Vater der Geister unterordnen und leben? Denn sie züchtigten ⟨uns⟩ zwar für wenige Tage nach ihrem Gutdünken, er aber zum Nutzen, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden. Alle Züchtigung scheint uns zwar für die Gegenwart nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; nachher aber gibt sie denen, die durch sie geübt sind, die friedvolle Frucht der Gerechtigkeit.
» Hebräer 12,5-11
Der Hauptgedanke des Autors lautet: Der Zweck des Leidens besteht darin, dass die Kinder Gottes zur Reife finden. Und er macht genaue Angaben darüber, wie dieses Ziel zu erreichen ist. Er beginnt in Vers 5.6 und spricht gegen die Vergesslichkeit. Das Problem ist, dass sie die Ermahnung vergessen haben, die zu ihnen als zu Söhnen spricht. Er bekräftigt, dass sie sie vergessen haben. Das Wort bedeutet gering geachtet. Er erinnert sie daran, dass sie Söhne Gottes sind, und zeigt ihnen, dass Züchtigung auf einem Vater-Sohn-Verhältnis beruht. Die Tatsache, dass er sie Söhne nennt, zeigt, dass sie Gläubige sind, andernfalls wären sie keine Söhne Gottes. Doch weil sie Gottes Sohne sind, werden sie Züchtigung erleiden. Das gehört zu einem natürlichen Vater-Sohn-Verhältnis.
Dann zitiert er Sprüche 3,11-12, um zwei Dinge zu beweisen:
1. Der Schreiber weist nach, dass Gott denjenigen züchtigt, den er liebt, und dass
2. die Züchtigung ein Zeichen der Sohnschaft ist.
Sie haben aus den Sprüchen zwei Lektionen zu lernen. Die erste Lektion lautet: Sie dürfen die Züchtigung nicht gering schätzen, sodass sie sie vergessen und keine Lehre daraus ziehen. Die zweite Lektion, die sie lernen müssen, lautet: Sie sollten wegen der Züchtigung, die sie von Gott erhalten, nicht ermatten – im Sinne von aufgeben oder zusammenbrechen. Strafe ist die Vergeltung für das Böse, und für die Gläubigen wurde die Strafe bereits durch den Messias am Kreuz verbüßt. Züchtigung hingegen ist moralisches Training, um den Sohn nach der Vorstellung des Vaters zu formen. Für Gläubige wird es verschiedene Grade der Züchtigung geben, nicht in der Art, jedoch aber in der Intensität. Die Entwicklung der Züchtigung gestaltet sich vom geringeren Grad zum höheren Grad und die Abfolge lautet: Schwachheit, Krankheit und schließlich der Tod (1. Korinther 11,30).
In Vers 7 wendet der Verfasser die alttestamentliche Lektion auf ihre Situation an: Was ihr erduldet, ist zur Züchtigung. Die Wirksamkeit der Züchtigung, die Gott ihnen auferlegt, hängt von dem Geist ab, der die Gläubigen zur Annahme der Züchtigung bereit macht. Das Wort züchtigen bedeutet „moralisches Training“, „ein Kind erziehen“. Der Verfasser bestätigt erneut, dass Gott sie als Söhne behandelt, und Söhne werden gezüchtigt. Das ist keine Strafe um der Strafe willen, sondern Strafe um der Korrektur willen. Gott züchtigt, weil er Korrekturmaßnahmen ergreifen muss. Die Leser erleiden jetzt in ihrer gegenwärtigen Lage Züchtigung. Gott züchtigt sie, weil sie Söhne sind, und sie müssen durch diese Züchtigung mit geduldigem Ausharren hindurchgehen. Der Grundsatz lautet: Denn ist der ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?
Nachdem der Verfasser dieses Prinzip niedergeschrieben hat, stellt er als Nächstes ein Zwei-Stufen-Argument vor.
Die erste Stufe wir mit dem Wort aber eingeleitet und steht in Vers 8: Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid. Wenn keine Züchtigung da ist, wenn sie niemals gezüchtigt werden, ist das ein Beweis dafür, dass sie unehelich und keine echten Söhne sind. Jedoch sind sie alle der Sohnschaft teilhaftig geworden, wegen dieser Züchtigung. Dies ist der Beweis dafür, dass sie Söhne sind. Aus diesem Grund sollte die Züchtigung persönlich angenommen werden und in ihrem täglichen Leben Wirkung zeigen. (…)
Der zweite Schritt in diesem Argument steht in Vers 9 und beginnt mit dem Wort zudem. Hier möchte der Verfasser den Geist beschreiben, in welchem die Züchtigung ertragen werden muss. Zur Illustration kommt er auf die menschliche Familie zu sprechen: Zudem hatten wir auch unsere leiblichen Väter als Züchtiger. Sogar menschliche Väter üben Züchtigung aus. Trotz dieser Züchtigung, die hart war, lernten die Gläubigen, ihre menschlichen Väter zu ehren. Die Anwendung des Bildes ist dies: …und (wir) scheuten sie. Sollen wir uns nicht vielmehr dem Vater der Geister unterordnen und leben?
Da die Gläubigen bereit waren, sich menschlichen Vätern unterzuordnen, wie viel mehr sollten sie bereit sein, sich dem himmlischen Vater unterzuordnen und somit durch freiwillige Unterordnung geduldiges Ausharren praktizieren? Das Objekt ihrer Unterordnung ist der Vater der Geister, was seine Eigenschaft als Schöpfer des immateriellen Teils des Menschen betont. Der immaterielle Teil des Menschen ist es, der nach dem physischen Tod weiterlebt. Das Resultat ist: Sie werden leben. Ein Produkt göttlicher Disziplin ist Leben im Überfluss, das nun in der Gemeinschaft mit Gott, dem Vater, genossen wird. Da ist Lebensfreude, während der Gläubige noch auf der Erde ist. Das ist wieder ein Argument vom Geringeren zum Größeren. Es lautet so: Wenn sie gelernt haben, menschliche Väter zu respektieren, als sie von ihnen gezüchtigt wurden, wie viel mehr sollten sie sich dem Vater der Geister unterordnen und leben?
Das zweite Produkt der Züchtigung durch den Gott ist Heiligkeit in diesem Leben. In Vers 10 unterscheidet der Schreiber zwischen zwei Arten von Vätern – dem menschlichen und dem himmlischen. Bei der menschlichen Züchtigung gibt es zwei Aspekte.
Erstens, da sie an den Kindern vollzogen wurde, war sie vorübergehend. Sie war nur für wenige Tage, für die Zeit, als die Leser aufwuchsen.
Zweitens, da sie von den Vätern ausgeübt wurde, praktizierten sie nach ihrem Gutdünken. Was die menschlichen Väter betrifft, war die Züchtigung durch sie nicht immer vollkommen. Menschliche Väter haben nicht immer Recht. Menschliche Väter machen Fehler und bestrafen ihre Kinder manchmal zu Unrecht.
Aber der göttliche Vater macht niemals Fehler. Wenn er züchtigt, verfolgt er jedes Mal ein Ziel damit – zu unserem Nutzen. Was ist uns zum Nutzen? Der Schreiber antwortet: damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden.
In Vers 11 schließt der Schreiber diesen Abschnitt seines Arguments, indem er darstellt, das Gottes Ziel durch Leid erreicht wird, wie auch menschliche Züchtigung mit Leid einhergeht. Nachdem die Gläubigen göttliche Züchtigung im rechten Geist ertragen haben – mit geduldigem Ausharren und Glauben – gibt es zwei Resultate.
Das erste ist die friedvolle Frucht. Ein rebellischer Geist wird sich verändern zu einem gehorsamen Geist. Das zweite Resultat ist praktische Gerechtigkeit, die in den Menschen hervorgebracht wird, die Züchtigung erfahren.
Hier verwendet der Autor dasselbe Wort wie in 5,14, welches zeigt, dass der Zweck göttlicher Züchtigung darin besteht, den Gläubigen zur Reife zu bringen. Klar, in der Zeit der Züchtigung ist alle Züchtigung schmerzhaft, doch am Ende bringt sie die friedvolle Frucht der Gerechtigkeit in denen hervor, die sie erfahren. Züchtigung ist nicht erfreulich. Sie ist Traurigkeit, wenn die Gläubigen sie erleiden. Trotzdem kommt am Ende etwas Gutes dabei heraus und es wird der äußere Beweis für die Heiligkeit in Vers 10 sein. Das ist die Beziehung zwischen Glauben und Züchtigung.
Dies ist ein Zitat aus dem Buch „Der Hebräerbrief – Eine Auslegung aus messianisch-jüdischer Perspektive“ von Dr. Arnold Fruchtenbaum. Es ist im Christlichen Mediendienst erschienen, das Zitat stammt von Seite 231-235.