„Jene, die in Not sind, verstehen die Schrift besser;
doch die, welche Wohlstand genießen, lesen sie wie ein Satz in Ovid.“

Martin Luther

Wir kennen Martin Luthers Geschichte mehr oder weniger gut, gerade jetzt, wo die Reformation 2017 ihr 500. Jubiläum feierte. Er trug große Kämpfe und Verfolgung für die Übersetzung der Bibel ins Deutsche aus, so wie auch für das Einstehen für das Evangelium und der formulierten 5. Solas:

1. Sola Scriptura (Allein die Schrift)
2. Sola Gratia (Allein die Gnade)
3. Sola Fide (Allein der Glaube)
4. Solus Christus (Allein Christus)
5. Soli Deo Gloria (Gott allein gehört die Ehre)

Aber den wenigsten von uns wird bekannt sein, dass er „unter quälenden Nierensteinen, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Entzündungen in den Ohren, schrecklicher Verstopfung und an Hämorrhoiden“ (a) litt.
Luther selbst schrieb einmal: „Ich habe fast den Geist aufgegeben – und jetzt kann ich , in Blut gebadet, keine Ruhe finden. Was vier Tage brauchte um zu heilen, brach sofort wieder auf.“ (a)
Und in einem Brief an Melanchthon schrieb er: „Seit mehr als einer Woche werde ich zwischen Tod und Hölle hin- und hergeworfen; mein ganzer Leib fühlt sich zerschlagen, meine Glieder zittern noch. Ich habe Christus beinahe ganz verloren und werde von Wellen und Stürmen der Verzweiflung und Lästerung gegen Gott getrieben; aber durch die Fürbitte der Getreuen begann Gott mir Barmherzigkeit zu zeigen und hat meine Seele aus den Tiefen der Hölle gerissen.“ (a)

All seine Anfechtungen, von außen oder von innen, sah er im Lichte von Psalm 119, 67.71: 

„Bevor ich gedemütigt wurde, irrte ich. Jetzt aber halte ich dein Wort. (…) Es war gut für mich, dass ich gedemütigt wurde, damit ich deine Ordnungen lernte.“

Er erkannte, dass Leiden grundlegend für das Verständnis der Bibel sind. Ohne seine Anfechtungen hätte er nie so sehr in der Schrift gegraben, hätte er nie so sehr nach der Wahrheit gesucht, hätte er nie so sehr im Gebet darum gerungen und wäre nie so weit gekommen. Aber die Anfechtungen prüften ihn auch, wie fest verwurzelt er im Wort Gottes war und wie gut die Lektionen gelernt worden sind. Dieses Prinzip fand er im 119. Psalm und half ihm nicht nur all sein Leid aus der Hand Gottes anzunehmen, sondern auch Gott dafür zu ehren.

 

Treibt dich dein Leid, dein Schmerz, deine Anfechtungen, deine Verzweiflung, deine Suche zu Gott? Hast schon erfahren, wie gerade in schweren Stunden sich das Wort Gottes dir auf ganz neue, persönliche Art öffnet? 

„Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so sehr Gottes Wort verstanden wie jetzt im Gefängnis. Diese Schrift, die mir bisher verborgen blieb, wurde an diesem Ort und in diesem Zustand für mich zum Licht. Jesus Christus stand noch nie so real und klar vor mir wie jetzt.“ (b)

 

(a) John Piper zitiert hier in seinem Buch „Überwältigt von Gnade“ aus dem Buch von Heiko Oberman „Luther: Man Between God and Devil“

(b) John Bunyan in seinem Buch „Grace Abounding“, S.121