Elihu stellt Hiob vor Gottes Angesicht

Elihu, der bisher nicht erwähnt wurde, wird zornig, als die anderen Freunde Hiobs in ihrer Bestürzung keine Antwort mehr wissen und Hiob verurteilen. Er ist jünger als sie, und lies das Alter in seiner Weisheit sprechen. Da es aber nur menschliche Weisheit war, konnte sie keine Antwort auf das Handeln Gottes geben. Auf Elihu jedoch ruht der Geist Gottes und er beginnt einfühlsam aber fest Hiob vor Gott selbst zu stellen.

Gott, der Herr, hat mir die Zunge eines Jüngers gegeben,
damit ich den Müden mit einem Wort zu erquicken wisse.
Er weckt Morgen für Morgen, ja, er weckt mir das Ohr, damit ich höre, wie Jünger hören.

Jesaja 50,4

Die erste Rede: Gottes gute Absicht

Zu Anfang stellt er erstmal fest, dass er für niemanden Partei ergreifen noch schmeicheln würde. Liebevoll sagt er: Siehe, ich bin vor Gott gleich wie du; auch ich bin aus Lehm gebildet. Siehe, Furcht vor mir soll dich nicht schrecken, und meine Hand soll dich nicht niederdrücken.“ (Hiob 33,6-7)

Er unterstellt Hiob keine Sünde, sondern nur die eine, die ihm während dem Gespräch abgenötigt wurde: Dass er rein sei und Gott ihn ohne Ursache anfeindet. Siehe, da bist du nicht im Recht, erwidere ich dir; denn Gott ist größer als der Mensch! Warum rechtest du denn mit ihm, da er doch keine seiner Taten zu verantworten hat?“ (Hiob 33,12-13) 

Er erklärt Gottes Handeln mit Menschen im Allgemeinen so: „Dann öffnet er das Ohr der Menschen und besiegelt  die Unterweisung, die er ihnen gibt, um den Menschen von seinem Tun abzuwenden und damit er Übermut vor dem Mann verberge, dass er seine Seele zurückhalte von der Grube, und sein Leben vom Rennen ins Geschoss. Auch wird er gezüchtigt mit Schmerzen auf seinem Lager und mit beständigem Kampf in seinen Gebeinen. Und sein Leben verabscheut das Brot, und seine Seele die Lieblingsspeise; sein Fleisch zehrt ab, dass man es nicht mehr sieht und entblößt sind seine Knochen, die nicht gesehen wurden, und seine Seele nähert sich der Grube, und sein Leben den Würgern.“ (Hiob 33,16-22)

Dabei bleibt es aber nicht! Gott führt den Menschen nicht in tiefe Bedrängnis um ihn umzubringen, sondern damit dieser umkehrt zu Gott und lebe! Und hier ist uns ein wunderschöner Schatten auf Christus gegeben, da wir unsere Schuld vor Gott nicht selbst sühnen, und somit leben könnten… Wenn es dann für ihn einen Gesandten gibt, einen Mittler (Jesus), einen aus Tausenden, der dem Menschen Seine (Gottes) Gerechtigkeit verkündigt, so wird Er sich über ihn erbarmen und sprechen: »Erlöse ihn, damit er nicht ins Verderben hinabfahre; ich habe ein Lösegeld gefunden!«“ (Hiob 33,23-24)

Christus hat seine eigene und somit Gottes Gerechtigkeit uns Menschen hier auf der Erde verkündigt. Er hat Erbarmen mit uns und hat mit seinem eigenen Blut das Lösegeld für uns bezahlt! Er steht nun als Mittler im Himmel vor Gott mit seinem eigenen Blut und legt Fürbitte für uns ein! Das hat zur Folge: Er wird zu Gott flehen, und der wird ihn gnädig annehmen, und er darf sein Angesicht schauen mit Jubel; und Gott wird dem Menschen seine Gerechtigkeit zurückgeben. Er wird vor den Menschen singen und sagen: Ich hatte gesündigt und das Rechte verkehrt, und er hat mir nicht vergolten. Er hat meine Seele erlöst vor dem Abstieg in die Grube, und mein Leben darf das Licht schauen.“ (Hiob 33,26-28)

Das war Elihus wunderbare Einleitung. Er zeigt Gottes guten Willen und seinen Rettungsplan hinter den Bedrängnissen derer, die er retten will. „Siehe, das alles tut Gott zwei-, dreimal mit dem Mann, um seine Seele von der Grube zurückzuholen, damit er vom Licht des Lebens erleuchtet werde.“ (Hiob 33,29-30)

Die zweite Rede: Gott ist gerecht, der Mensch ist ungerecht

Aber nun wird Elihu etwas persönlicher. Er ruft seine Hörer dazu auf: „Erwählen wir für uns, was recht, erkennen wir unter uns, was gut ist!“ (Hiob 34,4)

Hiob sagte, dass er selbst gerecht ist und das Gott ihm sein Recht entzogen hätte. Damit sagt er, Gott sei ungerecht und er selbst ist also gerechter als Gott! „Darum hört mir zu, ihr Männer von Verstand! Fern sei Gott von Gottlosigkeit und der Allmächtige von Unrecht! … Ja, wirklich, Gott handelt nicht gottlos, und der Allmächtige beugt nicht das Recht!“ (Hiob 34,10-12)

Elihu verteidigt Gott, der Schöpfer und Herrscher allen Lebens ist. Allein durch seine Gnade gibt es überhaupt noch Leben. Wenn er sein Herz nur auf sich selbst richtete, seinen Geist und seinen Atem zu sich zurückzöge, so würde alles Fleisch insgesamt verscheiden, und der Mensch zum Staub zurückkehren.“ (Hiob 34,14-15) Oder um es mit den Worten Jeremias zu sagen: „Es sind die Gütigkeiten des HERRN, dass wir noch nicht aufgerieben sind…“ (Klagelieder 3,22) 

Er kann tun, was er möchte. Er zerschmettert ganze Völker genauso wie den Übeltäter, weil diese Gottes Gnade verschmähen, ihre Schuld nicht eingestehen und sich nicht vor Gott demütigen wollen. (Hiob 34,23-32). Und auch Hiob verwirft Gottes Urteil über sich und will sich nicht vor Gott beugen.

Die dritte Rede: Gott ist allgenugsam

Hiob fragte, was ihm denn seine Gerechtigkeit nütze, wenn es ihm doch schlecht ergeht. Elihu entgegnet, dass er Gott mit seiner Sünde nicht verletzen noch mit seiner Gerechtigkeit ihn bereichern könne. Gott ist völlig in sich selbst zufrieden, und ist dabei unabhängig von den Menschen. Des Menschen Gerechtigkeit nutzt nur ihm selber.

Dieser schreit zu Gott wegen der Bedrückungen, die er erfährt. Dabei sollten wir Menschen uns nach Gott als dem Allgenugsamen selbst ausstrecken. „Aber man spricht nicht: Wo ist Gott, mein Schöpfer, der Lobgesänge gibt in der Nacht, der uns mehr als die Tiere der Erde belehrt und uns weiser macht als die Vögel des Himmels?“ (Hiob 35,10-11) 

Selbst Tiere, die weniger Verstand haben als der Mensch, singen in der Nacht – in Zeiten der Dunkelheit, Angst und Bedrängnis – Gott als ihrem Schöpfer Loblieder. Sollten wir es als Menschen nicht auch tun, anstatt Gott anzuklagen?? Besser anstehen würde uns Menschen ein Lob- statt eines Klageliedes. Und weise wäre es gewesen vertrauend auf Gott zu warten, denn es ist vor Gott nichts verborgen, anstatt wie Hiob unverständig daherzureden.

Metall prüfen wir durch Klopfen; klingt es gut, gefällt es uns. So prüft Gott die Seinen durch Schläge, und wenn sie dadurch einen angenehmen Klang hervorbringen, verwandelt er ihre Nacht in Tag, ihre Bitterkeit in Süße und ihr Kreuz in eine Krone…“ (Thomas Brooks in „Wirksame Maßnahmen gegen Satans Hinterlist“, S. 80, 3L Verlag)

Die letzte Rede: Gott handelt erhaben

In seiner letzte Rede kann Elihu kaum aufhören Gottes große Macht und seine Weisheit in seinen Taten mit Menschen und der ganzen Schöpfung zu erheben. 

„Siehe, Gott ist mächtig, und doch verachtet er niemand – mächtig an Kraft des Verstandes.“ (Hiob 36,5)

Er führt noch einmal aus, dass Gott gerechte Menschen erhöht, sie aber erniedrigt, wenn sie ihm gegenüber trotzig werden. Dann versucht er ihnen durch Elend das Ohr für sein Reden zu öffnen um sie zur Umkehr zu bewegen. 

„Den Elenden errettet er in seinem Elend, und in der Drangsal öffnet er ihnen das Ohr. So hätte er auch dich aus dem Rachen der Bedrängnis in einen weiten Raum geführt…“ (Hiob 36,15-16) Wenn der Mensch aber nicht umkehrt, wird Gott ihn richten. Deswegen muss er Hiob warnen. Denn Hiob hatte gesagt, ihm wäre es besser ergangen, wenn er wie ein Gottloser gelebt hätte. „Hüte dich, wende dich nicht zum Frevel, dann das hast du dem Elend vorgezogen.“ (Hiob 36,21)

Siehe, Gott handelt erhaben in seiner Macht; wer ist ein Lehrer wie er?
Wer hat ihm seinen Weg vorgeschrieben, und wer dürfte sagen: Du hast Unrecht getan?… 
Siehe, Gott ist zu erhaben für unsere Erkenntnis; die Zahl seiner Jahre, sie ist unerforschlich. … 
Gott donnert wunderbar mit seiner Stimme; er tut große Dinge, die wir nicht begreifen. … 
Er lähmt die Hand jedes Menschen (zwingt zur Untätigkeit), damit alle Menschen sein Werk kennen lernen. … 
Und das (Gewölk) zieht ringsumher, sich hin und her wendend nach seiner klugen Steuerung,
um auszuführen alles, was er ihnen gebietet, über der Fläche des Erdkreises.
 
Sei es zur Züchtigung, sei es für seine Erde, sei es zur Gnade, er lässt sie es finden.

Nimm dieses zu Ohren, Hiob! Steh still und achte auf die Wundertaten Gottes!

Hiob 36,22.26 / 37,5.7.12-14

Gott handelt also erhaben. Er wirkt Bedrängnis nach seiner klugen Steuerung – für die einen zur Züchtigung – für die anderen, damit sie Gnade finden mögen!

Seine letzten Worte an Hiob sind diese: Von Norden her kommt Goldglanz; Gott ist von wunderbarer Pracht umgeben. Den Allmächtigen finden wir nicht; er ist von unbegreiflicher Kraft, voll Recht und Gerechtigkeit; er beugt sie nicht. Darum fürchten ihn die Menschen; er aber sieht keinen an, der sich selbst für weise hält!“ (Hiob 37,22-24) Und damit ist Hiob nun allein vor Gott gestellt und auf die Begegnung mit ihm vorbereitet. 

Gottes Weg mit uns ist oft unverständlich und undurchsichtig. Aber als Kinder Gottes sollen wir ihm vertrauen, als diejenigen, die sein Wesen kennen und darin völlige Ruhe finden. Öffnen wir unser Ohr für seine Lektion, die er uns geben möchte.

Zum Schluss wollte ich einfach nochmal loswerden, wie schön Elihu im Geist der Liebe zu seinem Gott und zu Hiob eine Brücke baut. Er ist einfühlsam ohne zu beschönigen und zeigt Festigkeit in den wichtigen Aspekten. Er gibt ihm keine Tipps, überlädt ihn nicht mit leeren Sprüchen oder hält einen Monolog über seine eigenen Gedanken. Das einzige, worauf er bedacht ist, ist Hiob in das Licht Gottes zu stellen, damit er ihm begegnen und Frieden finden kann. Gott selbst wird ihm dann seine Lektion mitteilen, die Hiob durch das Geschehene lernen sollte. 

Das ist wahre Seelsorge, wahre Hilfe.