Ein Stoppschild für Angst und Sorge

Wie kann man Ängste besiegen?
Phil Moser zeigt einen biblischen Weg auf.

Sorge ist ein Kreislauf ineffizienter Gedanken, der sich um ein Zentrum der Angst dreht.

» Corrie Ten Boom

Richte deine Gedanken aus

Ein Zitat von Phil Moser

In der Schrift werden wir mehrmals aufgefordert, „unseren Sinn auszurichten“ bzw. nach etwas zu „trachten“. Paulus schrieb im Römerbrief:

Denn diejenigen, die gemäß [der Wesensart] des Fleisches sind, trachten nach dem, was dem Fleisch entspricht; diejenigen aber, die gemäß [der Wesensart] des Geistes sind, [trachten] nach dem, was dem Geist entspricht.
Denn das Trachten des Fleisches ist Tod, das Trachten des Geistes aber Leben und Frieden.“   (Römer 8,5-6)

Nach etwas zu trachten bzw. auf etwas bedacht zu sein, beschreibt einen Denkprozess. Es reicht nicht aus, einen Vers auswendig zu lernen oder ein Kapitel zu lesen. Du musst auch über das Auswendiggelernte oder Gelesene im Laufe des Tages nachdenken. Um auf die Veränderung hoffen zu können, musst du diese Gedanken ernst nehmen. Es ist zwar eine Sache zu behaupten, dass du glaubst, dass das Wort deinen Sinn erneuern wird, aber es ist eine ganz andere Sache, dem Wort auch die Gelegenheit zu geben, dies zu tun, indem du im Laufe des Tages darüber nachdenkst. Du darfst nicht vergessen, dass deine sorgenvollen Gedanken zu Freunden geworden sind, an die du dich mittlerweile gewöhnt hast. Du magst zwar nicht viel dafür übrig haben, wie sie sich letztendlich anfühlen, doch immerhin sind sie seit geraumer Zeit deine Weggefährten. Sie haben sich in deinem Kopf eingenistet und es sich dort bequem gemacht. Während es zwar die Schrift ist, die deinen Sinn erneuert, musst du selbst Verantwortung übernehmen für das, wonach du trachtest bzw. worauf du deinen Sinn ausrichtest.

Vor 25 Jahren betrat ein junger Mann mein Büro, der äußerst problembeladen war. Ein Freund begleitete ihn, um ihm Beistand zu leisten. Gemeinsam begannen sie seine traurige Geschichte zu erzählen. Als er in der achten Klasse war, wurde er zum Opfer sexuellen Missbrauchs seitens eines Highschool-Teenagers. Als er schließlich selbst auf die Highschool kam, kämpfte er gegen Depressionen an, versuchte, sich das Leben zu nehmen und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Er hatte das dunkle Geheimnis alleine mit sich herumgeschleppt. Weder seine Eltern noch Schulpsychologen oder Seelsorger wussten etwas über seine Vergangenheit. Sieben Jahre danach war er von seinen Ängsten inzwischen überwältigt. Sein Problem mit Angst und Sorge machte sich sogar an seinem Schlaf zu schaffen und äußerte sich durch Alpträume, in denen der Jugendliche vorkam, der ihn missbraucht hatte. Ich selbst hatte gerade erst meine theologische Ausbildung absolviert und meine Erfahrung im Dienst war damals noch recht begrenzt. Ich erinnere mich, dass ich zum Herrn um Weisheit betete, als ich nach meiner Bibel griff. Ich wusste, dass ich total überfordert war.
Ich fragte den jungen Mann, woran er normalerweise denkt, bevor er einschläft. Er gab zu, dass seine schmerzliche Vergangenheit seine Gedanken total in Beschlag genommen hatte. Unter Tränen sagte er: „Ich flehe Gott einfach an, dass die Alpträume nicht wiederkommen.“
„Ich verstehe, dass du betest, aber woran denkst du?“
„An die Alpträume“, sagte er, „Ich weiß nicht, wie ich damit aufhören kann.“ Wir schlugen gemeinsam Philipper 4,8 auf und lasen:

Im Übrigen, ihr Brüder, alles, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was irgendeine Tugend oder etwas Lobenswertes ist, darauf seid bedacht!

» Philipper 4,8

„Deine Herausforderung wird es sein“, sagte ich, „einen Plan zu entwickeln, wonach du an die Dinge denkst, die hier aufgezählt werden.“ Wir lasen dann gemeinsam die Verheißung, die sich daran anschließt:

„Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut;
und der Gott des Friedens wird mit euch sein.“ Philipper 4,9

„Auswendiglernen ist nur der erste Teil“, fügte ich hinzu. „Du musst es tatsächlich auch umsetzen.“
„Was umsetzen?“, fragte er.
„An diese Dinge zu denken“, erwiderte ich.
Wir malten gemeinsam ein Achteck. Er schrieb jeweils einen der acht Aspekte , die im Vers erwähnt werden, an jede Seite dieses Schildes. In das Achteck schrieben wir die Worte: „Stopp! Denke an diese Dinge!“ Auf einem Blatt Papier schrieb er jeden Aspekt als Überschrift einer Liste. Die acht Listen beinhalteten alles, was ihm zu „wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was irgendeine Tugend oder etwas Lobenswertes ist“ einfiel.

Eine Woche später kam er wieder zusammen mit seinem Freund in mein Büro. Die beiden nahmen Platz. Ich machte den Einstieg in unsere Unterhaltung. „Na, wie sieht es denn mit dem Bibelvers aus, den ich dich gebeten habe, auswendig zu lernen?“
Sein Freund lächelte und nickte, als ob er etwas wusste, das ich nicht weiß.
„Warum lächelst du?“, fragte ich.
„Hätten Sie gerne, dass er ihn vorwärts oder rückwärts aufsagt?“
„Fangen wir mal mit vorwärts an“, sagte ich. Der junge Mann zitierte den Vers wortgetreu.
„Kannst du den Vers wirklich rückwärts aufsagen?“, fragte ich ungläubig. Daraufhin sagte er den Vers, einen Satzteil nach dem anderen rückwärts auf, ohne auch nur einen Moment zu stocken. „Das ist ziemlich erstaunlich“, sagte ich. „Und was ist mit den Alpträumen?“ Er schaute mir in die Augen, zuckte mit den Schultern und lächelte.
„Welche Alpträume?“

Philipper 4,8 dient uns als ausgezeichnete Erinnerung daran, wie wir denken sollten. Betrachte die acht Aspekte, die in dem Abschnitt aufgezählt werden, als wären sie die acht Seiten eines Stoppschilds.
Übe dich darin, deine Gedanken innerhalb dessen Grenzen zu belassen. Wenn sich deine Gedanken außerhalb dieser Leitplanken bewegen (du machst dir z.B. Sorgen über ein zukünftiges Ereignis oder eine Konfrontation), dann fange sie wieder ein und halte dir erneut die acht Aspekte vor Augen. Es könnte dir eine Hilfe sein, dir acht Spalten zu machen, in denen du jeweils die Dinge die wahrhaftig, ehrbar, gerecht usw. sind, auflistest.

Sorgt euch um nichts;
sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.
Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus!

» Philipper 4,6-7

Dies ist ein Ausschnitt aus dem Buch „Sicher im Sturm – Biblische Strategien zur Überwindung von Ängsten“ ab Seite 50 und Seite 117, geschrieben von Phil Moser, erschienen beim EBTC Europäisches Bibel Trainings Centrum e.V.