Experte werden

Wir kommen immer wieder in Situationen, die uns Angst machen.
Oft neigen wir dann dazu uns übermäßig damit zu beschäftigen und merken dabei gar nicht, wie wir uns dessen berauben, was uns eigentlich Kraft und Trost schenkt.

Ein Zitat von Joni E. Tada

Meine Freundin Jean hat zum Beispiel kürzlich eine Diagnose erhalten, die bestätigte, dass sie Sklerodermie hat. Als die Menschen in ihrem Umfeld davon hörten, fragten sie: „Sklero-was?“
Nur wenigen ist diese Muskelgewebs- und Hauterkrankung ein Begriff. Jean kannte sie jedenfalls nicht, deshalb entschied sie sich, Fachfrau darin zu werden. In den Tagen nach der Diagnose wühlte sie sich durch alle verfügbaren Informationen. Sie saß permanent vor ihrem Computer, recherchierte in Artikeln, schrieb an Ärzte, verglich Berichte und beschäftigte sich mit Behandlungsmethoden.

Als jedoch die Tage zu Wochen wurden, fiel mir etwas an meiner Freundin auf. Es war zweifellos hilfreich, dass sie so viel über ihre Erkrankung lernte, aber ich bemerkte auch, dass sich ihre Sichtweise von Gott veränderte.
Man fragte sie, wie es angesichts ihrer Erkrankung um ihre Beziehung zu Gott bestellt sei, und als Antwort gab sie ihren aktuellen Krankenbericht zum Besten. Sie kam zum Bibelkreis oder man traf sie in der Gemeinde und … nun, für sie war das die Gelegenheit, den Fragenden mit allen Neuigkeiten über ihre Sklerodermie auf dem Laufenden zu halten. 
Zunächst war das verständlich. Es war schließlich zu erwarten, dass Jean sich Sorgen über ihre Verfassung machte. Aber nach einer Weile fragte ich mich, ob ihr Glaube an Gott darunter zu leiden begann.

Wenn Sie unter starken Schmerzen leiden oder Ihre körperliche Beweglichkeit eingeschränkt ist, dann ist es durchaus nicht verkehrt, sich mit den relevanten Fakten und Behandlungsmethoden vertraut zu machen. Es ist gut, über die Diagnose, die Prognose und das Drumherum Bescheid zu wissen. Aber wenn dadurch die Beziehung zu Gott leidet, weil man sie einfach nicht mehr pflegt … nun, das ist ein klarer Hinweis darauf, dass der eigene Glaube auf etwas schwachen Füßen steht.

Das ist erneut ein Punkt, am dem wir einen göttlichen Perspektivwechsel benötigen.

Die Tatsache ist, dass der Gott, der uns liebt, nicht deshalb erschütternde Diagnosen zulässt, um uns auf irgendwelche Irrwege zu schicken. Nein, jede dieser Krisen soll uns die Wirklichkeit Gottes bewusst machen – seine Nähe, seine Fürsorge, seine Gegenwart und seine unablässige Unterstützung. So wie alle Enttäuschungen und aller Kummer im Leben sollen sie der Anweisung in Hosea Nachdruck verleihen, wo es heißt: „Kommt, lasst uns alles daransetzen, ihn und seine Wege zu erkennen!“ (Hosea 6,3)

Und bitte denken Sie daran: Diese Worte wurden zu einer Zeit geschrieben, als das Volk Israel von Problemen geradezu überwältigt wurde. Hoseas Ratschlag? „Lasst uns Gott besser kennenlernen … lasst uns alles tun um ihn besser zu kennen.“

Wenn das Leid uns mit voller Wucht trifft, dann wird das unseren Glauben durchaus etwas erschüttern – so als ob wir in einem Auto über eine hohe Brücke fahren und von einer starken Windböe getroffen werden. Dann müssen Sie darauf achten, dass Sie beide Hände am Steuer haben! Aber Krisen sollen uns auch an die Wahrheit des folgenden Verses erinnern: „Die anderen aber, die Gott treu sein wollen, bleiben standhaft.“ (Daniel 11,32)

Wenn Sie in dieser Woche etwas durchmachen, das Ihnen schier überwältigend vorkommt, möchte ich Sie ermutigen, standhaft zu bleiben. Lassen Sie sich durch diese Sache nicht völlig vereinnahmen. Lassen Sie nicht zu, dass Ihre Ängste Sie überwältigen oder Ihren Glauben trockenlegen. Bleiben Sie stattdessen standhaft und ergreifen Sie die Initiative. Nehmen Sie das Problem als Gelegenheit, selbst ein wenig in Gottes Wort zu forschen. Vergleichen Sie Bibelverse miteinander. Spüren Sie den Beispielen von Paulus, Josef, Daniel und Petrus nach und wie diese Männer mit schlechten Nachrichten und Leid umgingen. 

Im Grunde ist es Verschwendung von Zeit und Energie, wenn wie Tag und Nacht nur Nachforschungen über eine Krankheit oder Verletzung anstellen und ausschließlich  darüber reden und nicht über den Gott, der sie aus uns unbekannten Gründen zugelassen hat.

Mein Freund Dave Powlison hat in dieser Hinsicht einen guten Rat.

Dave ist Professor bei der Christian Counseling Education Foundation. Er kämpft außerdem gegen den Krebs, der seinen Körper verwüstet. Während er diese Lebensphase durchmacht, ist er, der daran gewöhnt ist, ständig unterwegs zu sein, gezwungen, einen Gang zurückzuschalten und einige Lektionen in Sachen Geduld zu lernen. 
Ich selbst was noch nie mit Krebs konfrontiert, aber während ich Dave beobachtete, wurde mir unheimlich viel Ermutigung, Hilfe und Hoffnung zuteil. Und das einfach nur dadurch, dass ich beobachtete, wie er mit den Herausforderungen umging, die diese Krankheit an ihn stellt.

Wie sie wissen, ist Krebs ein erschreckendes Wort. Es verbreitet sofort Furcht und Schrecken. Dave hat die normale Chemotherapie-Routine durchgemacht – das Warten, die Unsicherheit, die schrecklichen Reaktionen auf die Medikamente. Aber ich bin überrascht darüber, wie er sein emotionales Gleichgewicht beibehalten hat … und seinen Mut. 

Hören Sie sich an, was Dave mit inmitten all der Ängste, Schmerzen und der Krankheit vor nicht allzu langer Zeit schrieb:

Joni, ich habe gelernt, dass man für jeden einzelnen Satz, den man anderen über Krebs sagt, zehn Sätze über seinen Gott sagen sollte, über die Hoffnung, die man hat, was Gott einen lehrt und die kleinen Segnungen jedes Tages. Für jede Stunde, die du damit zubringst, über deinen Krebs zu forschen oder zu reden, solltest du zehn Stunden damit verbringen, über Gott zu forschen, zu reden und ihm zu dienen. Stelle immer wieder einen Bezug zwischen dem, was du über den Krebs lernst, und Gott und seine Absichten her, dann werden dich Furcht und Zweifel nicht überwältigen.

» Dave Powlison

Was für ein hervorragender Rat! Was für eine eindrückliche Tatsache! Wenn ich mal wieder von den Schmerzen überwältigt werde, muss ich mich an diese besondere Einsicht von Dave erinnern. Sie können das nachvollziehen, oder? Denn wenn uns das Leid trifft, neigen wir dazu, ständig um unsere Probleme zu kreisen – besonders die Probleme, die unsere Gesundheit betreffen. Wir erzählen anderen detailliert von unserer Sklerodermie, einer nicht verheilenden Knieoperation, einem anstrengenden Rehaprogramm oder auch von unserer Chemo.
Ich muss wirklich von Dave lernen. Für jeden Satz, den ich über meine Situation schreibe oder sage, sollte ich zehn Sätze über die Gnade, Stärkung, Hilfe, Ermutigung und Segnungen Gottes sagen!

Die Wahrheit ist, dass es in dieser Welt eine hundertprozentige Garantie dafür gibt, dass wir leiden werden. Aber zur selben Zeit ist es hundertprozentig sicher, dass Jesus Christus da sein wird, uns ermutigt, uns tröstet, uns mit Stärke und Durchhaltevermögen ausstattet und ja, uns sogar wieder Freude schenkt. Ihr Retter ist mit hundertprozentiger Sicherheit bei jeder Herausforderung an Ihrer Seite. Die Bibel sagt uns immer wieder, dass Gott treu ist und dass der, der in Ihnen ist, größer ist als die Schmerzen, Gebrechen oder sogar tödliche Krankheiten. 

Denken Sie heute daran: Wenn Sie über Ihre Gesundheit oder andere Probleme reden, dann erzählen Sie auch von der Gnade unseres wunderbaren Herrn, der uns alles gibt, was wir brauchen, und uns errettet!

Daher sollen auch die, welche nach dem Willen Gottes leiden,
ihre Seelen ihm als den treuen Schöpfer anvertrauen und dabei das Gute tun.

» 1. Petrus 4,19

Dies ist ein Ausschnitt aus dem Buch „Sehnsucht nach Heilung – Warum lässt Gott Leid zu?“ ab Seite 173, geschrieben von Joni E. Tada, erschienen bei Gerth Medien.