Gebete in Not

Dir fehlen die Worte und Du nicht weißt, wie Du um Trost bitten kannst?

Wenn Dir manchmal die Worte fehlen und Du nicht weißt, wie Du um Trost bitten kannst, dann können Dir die drei Gebete vielleicht als Hilfestellung dienen.

Sie stammen aus der Feder von Johann Arndt, der im 16. Jahrhundert lebte und sich selbstlos während einer Pestepidemie um die Kranken kümmerte. 

EIn Gebet um wahren Trost

Gelobt seist Du, o Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, 

dass Du Deine Elenden nie unbesucht noch ungetröstet lässt. Du züchtigst sie wohl, aber übergibst sie nicht dem Tod; Du bist ihnen zwar oft ein verborgener Gott, aber dennoch ihr Heiland. Du führst sie wohl in die Wüste, aber Du redest doch freundlich mit ihnen. 

Diesen Trost versiegele, o Herr, in meinem Herzen, und mache denselben wahr an mir, wenn Angst nahe ist und ich keinen Helfer sehe. Sei Du, wenn ich im Finstern sitze, mein Licht, lass die Erkenntnis meiner Sünden, und was dieselben verdienen, in mir wahre Demut und Geduld wirken. Stärke mir, wenn Not vorhanden, den Glauben, wie dem Jakob, dass ich ringe und Dich nicht lasse, Du segnest mich denn. Lass mich durch Leiden nicht von dir fliehen, oh mein Hirte, sondern munterer und eifriger zum Gebet und Deinem Lob werden. Öffne mir das Verständnis, dass ich die Schrift verstehe, aus derselben Deine Wege lerne und Dir in wahrer Stille des Herzens mich ganz und gar lasse, durch Christus Jesus, Deinem Sohn, unsern Herrn! Amen. (a)

EIn Gebet um Geduld

Mein getreuer Gott,

der du niemand über Vermögen versuchst und alle meine Tage in dein Buch geschrieben hast. Gib mir die wahre christliche Geduld, durch welche ich mich freuen möge ähnlich zu werden dem Ebenbilde meines Erlösers, der durch Leiden in die Herrlichkeit eingegangen. Lehre mich die Welt recht zu erkennen , in der welcher der Fürst der Finsternis Gott ist, dass ich mir ja in derselben keine Ruhe und fleischliches Wohlleben einbilde, wenn ich in Christus bin, sondern mich gerne in die böse Zeit schicke. Du hast mich ja, mein Heiland, erlöst von der gegenwärtigen bösen Welt, Du wirst mich auch zu deiner Zeit endlich aus derselben führen. Solange ich aber darin nach deinem Willen sein soll, stärke mich durch dein kräftiges Wort, ohne welches ich sonst vergehen in meinem Elend müsste. Gib Du mir recht zu betrachten, wie dieselben Leiden, die mich drücken, auch über viele Brüder in der Welt gehen, die Du doch nicht verworfen, sondern Deine auserwählten Werkzeuge zu sein gewürdigt hast. Ja, was ist mein Leiden gegen die Pein der Märtyrer, denen ihr Leben nicht teuer gewesen ist, dass sie ihren Lauf vollenden möchten? Ich habe noch nie bis aufs Blut widerstanden über dem Kämpfen wider die Sünde, darum lass mich doch nicht in Ungeduld über Dich murren, vielmehr lass mich murren gegen meine Sünde, welche so steter Demütigungen und Züchtigungen bedarf, wo sie getötet werden soll. Lass mich sehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, auf dass ich nicht matt werde. Heilige durch ihn, o Herr, mein Leiden, und weil Du nicht von Herzen die Menschen plagst, so lass mich auch durch geheiligte Hilfe Trost, Kraft und Geduld im Leiden erfahren, dass ich in Deine Hände gezeichnet und Du meiner, als Dein Kind nicht vergessen kannst. Amen! (b)

Obgleich ein Gottesmensch auf eine Zeit
Im finstern Todesschatten sitzet,
Und kalten Angstschweiß schwitzet,
Vor vielem Herzensweh und großer Bangigkeit,
So irret er doch nicht,
Und hält beständig seinen Lauf;
Das Gnadenlicht
Geht dennoch den Gerechten wieder auf.
Den Frommen muss nach trübem Weinen,
Die Freudensonn‘ nur immer heller scheinen.
Der Gott der Treue, der so fremd und hart
Sich stellt, und seine Gegenwart
Dem Ansehn nach, entziehet,
Und gleichsam doch mit seinem Troste da,
Und allezeit den Seinen gleichwohl nah.
Er ist’s, der nie von Herzen sie betrübet,
Nie allzu lange zappeln lässet;
Vielmehr nur ihre Treu‘, Geduld und Demut übet
zu ihrem Heil. Drum stehe fest,
Wenn du musst mit der Hölle ringen;
Halt einen kurzen Strauß
Mit stillem Geist und ohne Murren aus.
Das wird dir tausendfach und stete Freude bringen. (c)

» Johann Arndt

EIn weiteres Gebet um Trost

Du Vater aller Barmherzigkeit und Gott allen Trostes!

Dessen Zorn einen Augenblick währt, der Du das Leben bist und die Menschen sehr liebst, dessen Tun lauter Güte und Treue ist. Siehe ich bin in großen Ängsten. Traurigkeit hat mich überfallen und Leiden ohne Zahl, nicht allein äußerlich, sondern auch in meinem Geist innerlich. Ach siehe! Um Trost ist mir sehr bange, nimm dich meiner Seele herzlich an, damit sie nicht verderbe, dass der böse Feind dein Wort nicht aus meinem Herzen reiße und mich überrede, an deiner Liebe und Gnade zu zweifeln oder dir nicht zu vertrauen. Ach meine Seele ist voll Jammer! Ach Herr! Ich leide Not! Lindere es mir, erleuchte mich mit deinem Licht und Trost, dass ich in deinem Licht sehen möge das Licht und dein freundliches Angesicht. Ach Herr Jesus, du hast alle müden Seelen zu dir gerufen sich zu erquicken! Ach ich bin mühselig und beladen, äußerlich und innerlich!
Du bist ja auch zur Zeit deines Leidens traurig gewesen, hast gezittert, gezagt, bist bis in den Tod betrübt gewesen und hast blutigen Angstschweiß geschwitzt. Danach aber bist du durch einen Engel vom Himmel gestärkt worden. Darum mache mich deines Trostes teilhaftig und lass mich nicht verzagen.
O Gott, du Stärke der Schwachen, Trost der Betrübten, Kraft der Müden, aller Traurigen Advokat, Beistand, Versicherung und Unterpfand: Ach stehe mir bei, wenn mich der Satan mit Unglauben und Verzweiflung angreift, damit ich an deiner Gnade verzagen soll. Davor ängstigt sich mein Herz und kämpft mit der Anfechtung. Mir wird aber dieser Kampf viel zu schwer, so stehe mir bei, du wahrer und höchster Tröster in aller Not. 
Sei du meine Stärke, mein Sieg, meine Kraft, mein Licht, mein Heil, damit ich durch dich überwinde und die Krone des Lebens davontrage. Amen. (d)

Dies sind alles Zitate aus den 6 Büchern Vom wahren Christentum von Johann Arndt (1555-1621)

(a) Buch 2, Kapitel 47
(b) Buch 2, Kapitel 43
(c) Buch 2, Kapitel 55
(d) Paradiesgärtlein, 3 Klasse, ein Auszug aus dem 27. Gebet