Paulus - ein Gefangener und doch frei

Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus!
Er hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus.

Epheser 1,3

Paulus schrieb den Epheserbrief aus dem Gefängnis in Rom, wohin er im Jahre 60/61 n. Chr. gebracht worden war. Das muss von Gewicht sein, weil Paulus in diesem Brief dreimal daran erinnert, dass er im Gefängnis ist (3,1; 4,1; 6,20). Das Bemerkenswerte ist nun, dass Paulus in seinen irdischen Umständen gebunden und erniedrigt ist, was aber seine Freiheit im Geist nicht im Geringsten beeinträchtigt. Vielmehr lässt er sich von seinem Herrn in die höchsten Höhen der christlichen Berufung hinaufführen.

Ist unsere Lage nicht ähnlich? Wir leben in der Niedrigkeit einer gefallenen Schöpfung, sind selbst beschränkt, von Mängeln befallen; zuweilen bedrängt, manchmal in Gefahr, von Leiden und Schlägen nicht verschont. Aber das hindert uns nicht daran, die herrliche Freiheit der Kinder Gottes (siehe Römer 8,21) zu genießen; denn das Christentum gehört nicht zu dieser Schöpfung. Es gehört zur Ewigkeit. Diese Ewigkeit, aus der das Christentum kommt und wohin es uns führt, nennt der Epheserbrief »die himmlischen Örter«. Dort weiß sich Paulus zu Hause. Obwohl er ein Gefangener der römischen Behörden ist, ist er gleichzeitig in seiner wahren Heimat, in den himmlischen Regionen. 

Paulus gleicht darin Abraham, der in einer sternenklaren Nacht einmal in seinem Zelt saß und vor sich hin sinnierte, wie denn Gott Seine Verheißungen zu erfüllen gedenke, da er und seine Frau doch schon alt waren, er aber noch keinen Erben hatte. Während er die vier Wände seines Zeltes anstarrt, spricht Gott zu ihm: 

»Geh hinaus und schau hinauf!« (1. Mose 15,5)

So führt Gott diesen Abraham heraus aus den Beschränkungen menschlicher Erfahrung, den Erwägungen des Machbaren und Möglichen. Er lässt ihn wegsehen von der Enge seines Horizonts und hinaufschauen in die Unendlichkeiten des Himmels. 

Nichts könnte tröstlicher sein, nichts inmitten täglicher Sorge oder gar Not, Krankheit und Entbehrung uns gewisser machen als dieser Blick in den Himmel. Hier sehen wir Gott selbst, haben Seine Gedanken, Ratschlüsse und Absichten vor Augen. Wir sind in einen unendlich weiten Raum gestellt, und wir begreifen gleichzeitig, dass wir und unser Geschick untrennbar mit Gott und Seinem ewigen Vorsätzen verwoben sind. 

Das macht unser Herz froh und gibt uns festen Tritt.

Dies ist ein Zitat aus dem Buch „Der unausschöpfliche Reichtum des Christus“, ein Buch von Benedikt Peters und eine Auslegung zum Epheserbrief. Es ist im Betanien Verlag erschienen, das Zitat stammt von Seite 8.