Gewissheit und Freude
C.J. Mahaney erzählt von einer krebskranken Freundin Melody. „Melody hatte viele Tage krank im Bett verbracht und dem Tod ins Auge gesehen. Doch in ihrem Herzen ist eine tiefe Freude.“
Was uns ein Leben unter dem Kreuz Gutes bringt
Es war an einem Montagmorgen. Als ich ins Büro ging, sah ich Melody, eine der Sekretärinnen. Melody ist eine Freude und ein Juwel – die personifizierte Energie und Begeisterung. Was sie tut und sagt, ist nur „ruhig“.
Außerdem hat Melody Krebs. Durch die Chemotherapie sind ihr alle Haare ausgegangen.
An jenem Montagmorgen begrüßte mich Melody mit noch mehr Enthusiasmus als gewöhnlich. „C.J.“, begann sie, „gestern, gestern…“
Am Tag zuvor hatten wir einen lange erwartenden Gottesdienst gehabt, in dem wir eine Sonderkollekte für unser Missionsbudget eingesammelt haben. In der Vorbereitung dafür hatten wir einen Monat lang besondere Themenpredigten zum Auftrag unserer Gemeinde gehabt und biblische Anleitung zum Spenden gegeben. Die Mitglieder der Convenant Life Church in Gaithersburg, Maryland – in der ich siebenundzwanzig Jahre Pastor gewesen bin – haben schon immer besonders viel und fröhlich gespendet, und nun baten wir sie, noch mehr zu geben.
Als der Sonntag für die Sonderkollekte kam, herrschte in der Gemeinde eine begeisterte Aufregung. Im Empfangsbereich, wo ich die Besucher begrüßte, wurde ich fast von Leuten überrannt, die ihre Unterstützung für und Vorfreude auf dieses Vorrecht zu geben zum Ausdruck bringen wollten. Sie freuten sich, dass dieser Tag gekommen war (und ihre Begeisterung brachte in mir die Frage auf, wie viele Pastoren so etwas wohl erleben).
An diesem Montagmorgen war Melody immer noch ganz überwältigt davon, wie wir alle Gottes Gnade erlebt haben. Tränen traten ihre in die Augen. „Was für ein großartiger Sonntag in der Geschichte unserer Gemeinde!“, sagte sie zu mir. „Danke für diese Gelegenheit zum Spenden!“
Mit einem tiefen Gefühl der Demut stand ich vor ihr. Ich hatte den Eindruck, auf heiligem Boden zu stehen. Melody hatte viele Tage krank im Bett verbracht und dem Tod ins Auge gesehen. Doch in ihrem Herzen ist eine tiefe Freude. In ihr steckt eine Kraft Gottes von Gott, dass ich sie nur anschauen, beneiden und mich erfreuen kann.
Was erklärt diese Freude, diese Kraft?
Melody hat über das nachgedacht, was in Gethsemane geschehen ist. Wenn man mit ihr über Leiden spricht, steht für sie das Leiden unseres Retters viel mehr im Vordergrund als ihr eigenes. Melody ist auch bewusst, dass unser Retter sie in unbeschreiblichem Maß trösten kann, weil Er auf einzigartige Weise für sie am Kreuz gelitten hat. Und so findet sie in ihrem Herzen ein neues Lied, das Gott lobt und verherrlicht.
Es ist das Evangelium, das Melody persönliche Gewissheit über Gottes Gnade und Liebe schenkt. Sie hat etwas entdeckt, das auch der Prophet Habakuk erlebte. Als das Leben für Habakuk völlig verworren schien, als er am Horizont nichts anderes sehen konnte als beängstigendes, entsetzliches Leiden für sich selbst und Gottes Volk, antwortete er: „Ich aber will mich freuen in dem Herrn und frohlocken über den Gott meines Heils.“ Er wandte den Blick vom Leiden weg und hin zu der viel wichtigeren Frage der Errettung.
Was sehen Sie in Zeiten tiefer Not deutlicher – Ihr Leid oder Ihre Rettung? Was der Puritaner Thomas Watson erkannte, wird auch für uns immer wahr bleiben: „Deine Leiden sind nicht so groß wie deine Sünden, lege beide auf die Waage und sieh, welches schwerer wiegt.“ Wir können uns selbst in großem Leid über unsere Rettung freuen, wenn wir erkennen, wie viel Schlimmeres wir aufgrund unserer Sünden verdient hätten.
Freude kultivieren
Wenn wir uns selbst das Evangelium predigen, ist die unausweichliche Folge davon eine unübersehbare, ansteckende, beständige Freude.
Wie nichts sonst auf dieser Welt bringt des Evangelium Freude hervor. Es ist sowohl die Quelle als auch der Gegenstand unserer Freude. Das Evangelium erlaubt uns, der biblischen Aufforderung „Dient dem Herrn mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Jubel!“ zu folgen. Freude ist ein Gebot. Wir können noch so sehr arbeiten und uns anstrengen und Gott noch so treu dienen – wenn wir es nicht mit Freude tun, dienen wir Ihm nicht angemessen und repräsentieren Ihn auch nicht so (siehe 5. Mose 28,47). (…)
Wenn im Mittelpunkt Ihres Lebens das Evangelium und das Kreuz stehen – wenn Sie „am Fuß des Kreuzes“ bleiben, wie Spurgeon sagt, und sich mit dem „Geheimnis seiner Wunden“ beschäftigen-, wird Ihr Leben mit Freude erfüllt sein. Und was könnte es für die Tage oder Jahre, die Sie noch auf dieser Erde haben, Besseres geben?
Also kultivieren Sie Freude, indem Sie beständig über das Evangelium nachdenken. Lassen Sie das Kreuz immer ihren größten Herzensschatz sein, Ihren besten und höchsten Gedanken … und Ihre leidenschaftliche Hauptbeschäftigung.
(1) Dies ist ein Zitat aus dem Buch „Leben mit dem Kreuz im Zentrum“, ein Buch von C.J. Mahaney. Es ist im arche-medien Verlag erschienen, das Zitat stammt von Seite 101 und 105.