Die Bedrängnisse werden zum Guten dienen
„Es ist gut für einen Mann, das Joch zu tragen in seiner Jugend“ (Klagelieder 3,27). Eine begnadete Seele kommt im Verborgenen zu dem Schluss, dass Gott – so wie die Sterne nachts am hellsten leuchten – auch meine Seele erstrahlen und wie Gold glänzen lassen möchte, während ich diese Feuerprobe durchmache. Und wenn ich aus dem Glutofen der Bedrängnis herauskomme, so kennt er „meinen Weg; wenn er mich prüft, so werde ich wie Gold hervorgehen!“ (Hiob 23,10)
Gewiss
Gewiss wird dieses Kreuz, diese Bedrängnis, meine Augen so auftun, wie Jonathans Augen belebt wurden, als er den Honig kostete. Durch diesen Schlag werde ich dazu gelangen, eine deutlichere Sicht meiner Sünden und meiner eigenen Person als auch eine tiefere Erkenntnis Gottes zu haben (s. Hiob 33,27-28; 40,4-5 und 42,1-7).
Gewiss wird diese Bedrängnis dazu beitragen, meine „Schlacken auszuschmelzen“ (Jesaja 1,25).
Gewiss werden diese Bedrängnisse meine Sünden abtöten und mein Herz erweichen (s. Hosa 5,15), so wie das Pflügen des Ackers das Unkraut beseitigt und das Eggen die harten Erdbrocken zerbricht. „Kommt, wir wollen wieder umkehren zum Herrn! Er hat zerrissen, und er wird uns auch heilen; er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden!“ (Hosea 6,1).
Gewiss werden diese Bedrängnisse, die auf mir lasten – so wie der Verband den Eiter herauszieht -, den Eiter des Stolzes, der Selbstliebe, des Neides, der Weltlichkeit, den Eiter der Äußerlichkeit und der Heuchelei entfernen. „Ehe ich gedemütigt wurde, irrte ich; nun aber befolge ich dein Wort. Du bist gut und tust Gutes; lehre mich deine Anweisungen…“ (Psalm 119,67-71).
Gewiss wird der Herr durch diese Bedrängnisse mein Herz der Welt und die Welt meinem Herzen mehr und mehr kreuzigen (s. Galater 6,14: Psalm 131,1-3).
Gewiss wird der Herr durch diese Bedrängnisse meine Seele vor dem Hochmut bewahren (s. Hiob 33,14-21).
Gewiss sind diese Bedrängnisse nichts anderes als Gottes Gartenschere, mit der er mein Herz zurechtschneidet, um es fruchtbar zu machen und gut gedeihen zu lassen. Sie sind der Teil des Herrn, durch den er mich aufdeckt und von jenen geistlichen Krankheiten und Leiden befreit, die für meine Seele tödlich und äußerst gefährlich sind. Die Bedrängnis ist solch ein gutes Medikament, das alle krankhaften Launen besser wegschafft als jedes nutzbringendes und vorteilhaftes Medikament, wie Ärzte es nennen (s. Sacharja 13,8-9).
Gewiss werden die Bedrängnisse meine geistlichen Erfahrungen vermehren (s. Römer 5,3-5).
Gewiss werde ich durch die Bedrängnisse der Heiligkeit Gottes umso mehr teilhaftig (s. Hebräer 12,10). So wie schwarze Seife (bei der Holzasche als Grundlage einer Lauge verwendet wird) weiße Kleidung bewirkt, so führen scharfe Bedrängnisse zu heiligen Herzen.
Gewiss wird mir Gott durch die Bedrängnisse mehr von sich selbst mitteilen (s. Psalm 119,24-24.50.61.67,71).
Gewiss wird der Herr durch diese Bedrängnisse mein Herz mehr und mehr dazu bringen, ihn zu suchen (s. Jesaja 26,16-17). Tatianus sagte den griechischen Heiden, dass, wenn sie krank waren, sie ihre Götter herbeirufen sollten, damit diese bei ihnen seien. So rief auch Agamemnon bei der trojanischen Belagerung nach seinen zehn Ratgebern. „In ihrer Drangsal werden sie mich ernstlich suchen“ (Hosea 5,15), oder wir es in der hebräischen Übersetzung heißt: „Sie werden früh am Morgen nach mir suchen.“ In Zeiten der Bedrängnis werden Christen emsig, rasch und frühzeitig nach dem Herrn suchen.
Gewiss wird der Herr durch diese Prüfungen und Schwierigkeiten meine Seele mehr als jemals zuvor auf die wunderbaren Gegebenheiten einer anderen Welt fixieren (S. Johannes 14,1-3; Römer 8,17-18; 2. Korinther 4,16-18).
Gewiss wird der Herr durch diese Bedrängnisse in mir eine größere Empfindsamkeit und mehr Erbarmen gegenüber jenen bewirken, die bedrängt werden (s. Hebräer 10,34; 13,3) – wie jene tyrische Königin meinte: „Das Unheil lehrte mich all jene zu beklagen, die in der Bedrängnis viel Grund zum Seufzen haben.“ Die Römer bestraften jene Leute, die in Zeiten des öffentlichen Unheils dabei ertappt wurden, mit einem Rosenkranz auf ihrem Haupt aus dem Fenster zu blicken. Bischof Bonner war voller Mut, doch ohne Erbarmen. Ich fürchte, diese Zeit ist voll solcher Bonners.
Gewiss sind diese Bedrängnisse nichts anderes als Gottes Liebesbeweise: „Alle, die ich lieb habe, die überführe und züchtige ich“ (Offenbarung 3,19). Seneca redete seinem Freund Polybius zu, die Bedrängnisse schweigend zu ertragen, weil dieser der Günstling des Herrschers war. Er erklärte, dass es nicht rechtmäßig war zu klagen, während Caesar sein Freund war. So spricht auch der heilige Christ: „O meine Seele! Schweige, sei still. Alles geschieht aus Liebe, alles erweist sich als eine Frucht des göttlichen Wohlgefallens. Ich erblicke Honig an der Spitze jeder Rute; ich sehe, dass die Rute nichts anderes als ein Rosmarinzweig ist; meine Galle enthält Zucker und der Wermutstropfen Wein. Sei deshalb stille, oh meine Seele!“
Diese allgemeine Einsicht, dass alles zum Guten diesen soll, hatte folgende segensreiche Auswirkung auf die Kirche: „Er sitze einsam und schweige, wenn er es ihm auferlegt“ (Klagelieder 3,28). Die Bedrängnis mindert die Schönheit dieser Welt, die uns verlocken könnte. Sie verringert die innewohnende Begierde des Fleisches, welche uns ansonsten verführen könnte! Sie unterstützt den Geist in seinem Streit gegen das Fleisch und gegen die Welt.
Dies alles erweist sich als ein großer Vorteil für uns.
Das ist ein Zitat aus dem Buch „Als Christ in Bedrängnis stillhalten“ von Thomas Brooks, S. 40ff., 3L Verlag