Er kam nicht in einem schönen Palast, sondern in einem kargen Stall zur Welt. Er kam nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen. Er kam nicht um eine Krone zu tragen sondern um ein Kreuz zu tragen. Gott kam in diese Welt um mit uns zu leiden. Er wurde Mensch um unsere Leiden auf sich zu nehmen, er wurde Mensch um mit allen mitzuleiden zu können die schwer zu tragen haben und er wurde Mensch um unsere Sündenlast ans Kreuz zu tragen. Weihnachten bedeutet Gott leidet mit uns! Dieser Gedanke wird bei den folgenden Geschichten und Ausführungen, die von Max Lucado stammen, deutlich.
Ein bemerkenswerter Plan der Liebe
An seinem Schreibpult schlägt der Autor ein großes Buch mit leeren Seiten auf. Es sind darin keine Wörter zu finden, weil noch keine Wörter existieren. Und es gibt keine, weil niemand da ist, der sie braucht. Es gibt keine Ohren, die sie hören, und keine Augen, die sie lesen könnten. Der Autor ist noch allein.
Und dann nimmt er seine Feder und beginnt zu schreiben. So, wie der Maler seine Farben aussucht und der Bildhauer sein Material, so sammelt der Autor Wörter, um mit ihnen zu gestalten.
Drei Wörter sind es zunächst. Und aus ihnen formen sich nach und nach Millionen von Gedanken. Aber diese drei Wörter liegen allem zugrunde. (a)
Er nimmt seinen Federkiel und schreibt das erst: Z-e-i-t.
Bis zu diesem Augenblick hat es sie nicht gegeben. Er selbst nämlich ist zeitlos, aber sie soll seiner Geschichte den Rahmen geben. In ihr wird die Sonne zum ersten Mal aufgehen und erstes Leben entstehen. Sie wird einen Anfang und ein Ende haben – ein letztes Kapitel. Und er kennt es, bevor er es niederschreibt.
Zeit. Ein winziger Schritt auf dem Weg der Ewigkeit.
Bedächtig nimmt sich der Autor des zweiten Wortes an. Es ist ein Name. A-d-a-m.
Und während er noch schreibt, schwebt ihm schon eine konkrete Gestalt vor. Es ist der erste Adam, aber es wird nicht bei dem einen bleiben. Viele andere werden folgen – in Tausenden von Zeitaltern, an Tausenden Orten der Erde. Jeder ein Adam – was auf Hebräisch Mensch heißt. Jeder ein Kind zunächst, spontan vom Autor geliebt und mit einer Spanne Zeit beschenkt. Und es geschieht alles mit Bedacht. Es ist kein Würfelspiel, sondern ein großer Entwurf.
Der Autor gibt denen, die er sich gerade erdacht hat, ein Versprechen: Nach meinem Bild will ich euch gestalten. Ihr werdet sein wie ich. Ihr werdet lachen und selbst Schöpfer sein. Ihr werdet schreiben wie ich und Verfasser eures Lebens sein.
Was für eine riskante Freiheit! Wäre es nicht einfacher gewesen, jedem Menschen den Verlauf seiner Geschichte vorzuschreiben? Gewiss wäre es sicherer gewesen. Aber die Liebe! Sie gedeiht nur ohne Zwang und Vorschrift. Und so entschließt sich der Autor, jedem seiner Kinder einen Federkiel in die Hand zu geben. „Denk nach, bevor du anfängst“, wird er freundlich sagen.
Dann schreibt er mit Bedacht sein drittes Wort. Es kostet Überwindung, denn er spürt bereits im Voraus den Schmerz.
I-m-m-a-n-u-e-l.
Das große Ich jenseits des Alls erdachte die Zeit und gewährte Adam, sich zu entscheiden. Aber weil der Schöpfer auch die Liebe ist, sorgt er nun vor und entwirft Immanuel – den Gott mit uns. Der Autor ist bereit, in seine eigene Geschichte zu treten.
Auch Gott würde geboren werden und wie ein Mensch mit Leib und Seele in Versuchung geraten und Tränen vergießen.
Der Immanuel sollte – was uns Menschen ausmacht – eine Entscheidung treffen, am Scheideweg stehen und zwischen Leben und Tod wählen dürfen.
Der Autor kennt wohl die Tragweite eines jeden dieser Gedanken. Dort, wo er sein eigenes Leben beschreiben soll, da hält er inne. Soll er weiterschreiben? Selbst der Autor muss wählen. Aber wie sollte ein Schöpfer nicht erschaffen? Wie sollte ein Verfasser nicht verfassen? Wie sollte die Liebe nicht lieben?
Und so entschließt sich der Schöpfer, Lebendiges zu erschaffen, obgleich es für ihn den Tod mit sich bringt.
Darauf schreibt der Autor des Lebens seine Geschichte zu Ende. Er schreibt von den Nägeln im Fleisch und vom Grabstein vor der Höhle. Und in der Gewissheit, dass Immanuel für alle eintreten wird, die falsche Wege einschlagen, setzt der Autor den letzten Punkt hinter seine Geschichte. Dann schließt er das Buch und spricht den Anfang ins Dasein:
Es werde Licht!
Gott zeigt sein gesicht
1926 gründete George Harley einen medizinischen Missionsdienst im Volksstamm der Mano in Liberia. Die Eingeborenen empfingen den Arzt freundlich und halfen ihm dabei, ein Krankenhaus und eine Kirche zu bauen. Letztendlich behandelte Harley mehr als zehntausend Patienten im Jahr. Während der ersten fünf Jahre besuchte jedoch kein einziges Stammesmitglied die Kirche.
Kurz nach der Ankunft des Arztes und seiner Frau wurde Robert geboren, ihr erstes Kind. „Er war unser Augapfel“, sagte
Harley später. „Wir liebten unseren kleinen Jungen so sehr! Aber eines Tages, kurz vor seinem fünften Geburtstag, schaute ich aus dem Fenster des Arzneimittelausgaberaumes und sah, wie Bobby über das Feld rannte und hinfiel. Er stand auf, rannte ein Stück weiter und fiel wieder hin. Aber diesmal stand er nicht auf. Ich lief hinaus und hob den fiebrigen Körper meines kleinen Jungen hoch. Ich hielt ihn in den Armen und sagte: ‚Mach dir keine Sorgen, Bobby. Dein Papa weiß, wie man dieses Tropenfieber behandelt. Er kann dafür sorgen, dass es dir bald wieder besser geht.“
Dr. Harley versuchte es mit jeder Behandlungsmethode, die er kannte. Aber nichts half. Das Fieber wütete entsetzlich und
innerhalb kurzer Zeit starb der Junge an der Krankheit. Die Eltern waren am Boden zerstört. Der Missionar ging in seine Werkstatt und baute einen Sarg. Harley legte Robert hinein und nagelte den Deckel darauf. Er hob den Sarg auf seine Schultern und ging nach draußen. Einer der alten Männer des Dorfes sah ihn und erkundigte sich, was das für eine Kiste sei. Als Harley ihm erklärte, dass sein Sohn gestorben war, bot der alte Mann an, ihm dabei zu helfen, den Sarg zu tragen. Dr. Harley erzählte einem Freund, was als Nächstes geschah:
Also nahm der alte Mann das eine Ende des Sarges und ich das andere. Schließlich erreichten wir die Waldlichtung. Dort hoben wir ein Grab aus und legten Bobby hinein. Aber als wir es wieder zugeschaufelt hatten, konnte ich einfach nicht mehr … Ich fiel auf die Knie und begann hemmungslos zu schluchzen. Mein geliebter Sohn war tot, und ich war mitten im afrikanischen Urwald, 10000 Kilometer von meiner Heimat und meinen Verwandten entfernt. Ich fühlte mich so allein.
Aber als ich zu weinen begann, hob der alte Mann erstaunt den Kopf. Er kauerte sich neben mich auf den Boden und musterte mich gespannt. Eine ganze Zeit lang saß er da und hörte zu, wie ich weinte. Dann sprang er plötzlich auf und rannte den Weg zurück durch den Dschungel und schrie immer wieder aus vollem Halse: „Weißer Mann, weißer Mann – weint wie einer von uns.“
Als Harley und seine Frau an diesem Abend in ihrem Häuschen trauerten, vernahmen sie ein Klopfen an der Tür. Harley öffnete. Vor ihm standen der Häuptling und fast jeder Mann, jede Frau und jedes Kind des Dorfes. Am darauffolgenden Sonntag kamen sie wieder und füllten die Kirche bis auf den letzten Platz. Sie wollten von Jesus hören.
Alles änderte sich, als die Dorfbewohner die Tränen des Missionars sahen.
Alles ändert sich, wenn wir das Antlitz Gottes sehen.
Auch er weinte Tränen. Er weiß, wie weh ein gebrochenes Herz tut. Er kennt den Schmerz, den das Leben mit sich bringen kann. Er hätte als strahlendes Licht oder als Stimme aus den Wolken auf diese Erde kommen können, aber er kam als Mensch. Versteht Gott Sie? Die Antwort darauf finden Sie in Bethlehem.
Blicken Sie dorthin, wohin auch Maria blickte. Blicken Sie in das Gesicht Gottes und lassen Sie sich trösten. Wenn der König bereit war, in eine Welt von Tieren und Hirten und Windeln zu kommen – glauben Sie dann nicht, dass er auch bereit ist, in Ihre Welt zu kommen? (b)
Gott zeigt seine Liebe
Er rettete einen Besessenen, der in Höhlen lebte. Böse Geister hatten den Mann dazu gebracht, sich selbst zu verstümmeln und mit Steinen auf sich einzuschlagen. Ein Wort von Jesus genügte, um ihn zu befreien.
Er entdeckte den winzigen Zachäus in Jericho. Der Zöllner hatte so viele Leute betrogen, dass seine Rente gesichert war. Trotzdem hätte er alles gegeben, um ein reines Gewissen zu bekommen und einen Freund zu finden. Ein Abendessen mit Jesus, und er bekam beides.
Drei Jahre machte Jesus auf diese Art weiter. Er stellte das Leben eines Menschen nach dem anderen auf den Kopf. Niemand wusste so recht, wie man mit diesem Zimmermann umgehen sollte, der Toten Befehle gab. Seine heilenden Hände hatten Schwielen. Seine göttliche Stimme hatte einen menschlichen Akzent. Er neigte dazu, auf Booten einzuschlafen und auf Reisen hungrig zu werden. Trotzdem jagte er den Besessenen einen Todesschrecken ein und gab den Rechtlosen Hoffnung. Doch gerade in dem Augenblick, in dem er bereit zu sein schien eine Krone zu tragen, starb er an einem Kreuz.
Wir wissen nicht, warum das Kreuz Christi oft als Baum bezeichnet wird. Vielleicht waren die ältesten Kreuze bloß Bäume. Oder sie wurden so genannt, weil sie aus Baumstämmen gemacht wurden. Aber was auch immer der Grund ist, zumindest in englischen Bibelübersetzungen wurde das Kreuz oft als Baum bezeichnet. Petrus tat es, als er schrieb „… der unsere Sünden an seinem eigenen Leib an den Baum hinaufgetragen hat…“ (1. Petrus 2,24 King – James – Bibel)
Irgendwo zwischen dem Baum der Erkenntnis im Garten Eden und dem Baum des Lebens im Himmel steht der Baum des Opfers am Stadtrand von Jerusalem. Und wenn Weihnachtsbäume mit Schönheit und Geschenken in Verbindung gebracht werden, wer würde dann leugnen, dass der schönste Weihnachtsbaum rau und schmucklos war und auf einem kahlen Hügel stand? „Gott… gab uns seinen Sohn, der alle Sünden auf sich nahm und sie gesühnt hat…“ (1. Johannes 4,10). Jesus nahm unsere Schuld auf sich. Er übernahm die Kosten für die Rebellion, die uns von Gott trennte. Er erlitt, was wir hätten erleiden müssen. Er zahlte den Preis, um uns zu retten. (b)
Als wir noch hilflos der Sünde ausgeliefert waren, hat er sein Leben für uns gegeben.
Römer 5,6
Auch Christus hat gelitten, obwohl er frei von der Schuld war.
Er tat es für unsere Sünden und starb für schuldige Menschen,
und zwar ein für alle Mal. So hat er uns zu Gott geführt.
1. Petrus 3,18
Durch die Krippe zeigt Gott uns, wie sehr er uns liebt; durch das Kreuz wie sehr er für uns litt. Weihnachten bedeutet Gott kommt aus Liebe in unsere Welt um mit uns und um für uns zu leiden. Sein Leiden wird zu unserer Erlösung, sein Opfer der Preis für unsere Sünden. Hast du seine Liebe erwidert und ihm dafür gedankt?
(a) „Stille Nacht in meinem Herzen“ von Max Lucado, S.37, francke Verlag
(b) „Das Geschenk von Bethlehem“ von Max Lucado, S.26 und S.141, Gerth Medien