Wie die Liebe zu Gott zum Nächsten überfließt

Wir lieben, weil Er uns zuerst geliebt hat.

Dieses Thema habe ich für einen Frauenkreis vorbereitet.  
Liebe im Allgemeinen hat auf den ersten Blick nicht vordergründig mit Leiden zu tun. Aber wir sollen lernen zu lieben, unabhängig von unseren Umständen, und unabhängig von den Beziehungsspannungen, die im Leid niemals ausbleiben.

EINLEITUNG

Wie die Liebe zu Gott in die Liebe zum Nächsten überfließt… Vielleicht ist euch der Zusammenhang schon völlig klar. Aber wir wollen heute dem ein wenig auf den Grund gehen, warum Jesus auf die Frage nach dem höchsten Gebot, zwei Gebote anführte und sie gleichstellte:

»Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken«.
Das ist das erste und größte Gebot.
Und das zweite ist ihm vergleichbar:
»Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«.
An diesen zwei Geboten hängen das ganze Gesetz und die Propheten.

» Matthäus 22,37-40

Nun, die Liebe ist ein sehr großes Thema und wir haben schon viel dazu gehört, deswegen möchte ich zu Anfang sozusagen die Grundlage für das Thema mit einem Zitat von Mac Arthur legen:

„Alle wahren Gläubigen haben diese Liebe; und jeder, der sie hat, ist ein wahrer Gläubiger. Diese Art von Liebe kann nicht durch den Willen des Menschen heraufbeschworen werden. Sie wird von Gott selbst im Herzen des Gläubigen gewirkt. >Wir lieben, weil Er uns zuerst geliebt hat< (1. Joh 4,19). Liebe zu Gott und Liebe zu Mitgläubigen ist ein zwangsläufiges Ergebnis der Wiedergeburt, durch die wir >Teilhaber der göttlichen Natur< werden (2. Pt 1,4). So wie es Gottes Wesen ist zu lieben, so kennzeichnet Liebe seine wahren Kinder. >Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist< (Röm 5,5). Deshalb ist göttliche Liebe eines der wichtigsten Erkennungszeichen für die Echtheit des Glaubens.“ (a)

1. Die Quelle der LIebe

Zu aller erst sollten wir auf die Quelle der Liebe schauen. Gott ist Liebe und es ist ein Hauptwesensmerkmal von Ihm. Gott ist ein glückseliger Gott, der keine Bedürfnisse hat. Aber Liebe braucht ein Gegenüber… Und selbst das hat Gott in sich selbst, in Form der Dreieinigkeit.

Und doch hat er sich dazu entschieden Menschen zu machen und sie zu lieben. Einfach weil Er Liebe ist und lieben möchte. Er wusste, dass seine Liebe von vielen nicht angenommen oder erwidert werden würde, ja, dass sie nicht einmal wahrgenommen oder als solche erkannt werden würde, und dass deswegen seine Liebe ein großes Opfer bringen werden müsste um sie öffentlich und ohne jeden Zweifel unter Beweis zu stellen. Er entschied sich dazu in göttlicher Erniedrigung, alles zu geben, selbst Sehnsucht nach dem Menschen zu verspüren, Betrübnisse, Not und dergleichen, ja sogar den Tod um unsertwillen zu erfahren. Gott hat uns zuerst geliebt. Dies lesen wir in

Römer 5,8: „Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“

Und in 1. Johannes 4,9-10 steht: „Darin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben sollen. Darin besteht die Liebe — nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn gesandt hat als Sühnopfer für unsere Sünden.“

Gott hat uns zuerst geliebt. In Jesus hat er uns gezeigt, was Liebe wirklich bedeutet und wie sie in der Praxis aussieht. Paulus schreibt den Thessalonichern sogar im ersten Brief, 4,9: „Über die Bruderliebe aber braucht man euch nicht zu schreiben; denn ihr seid selbst von Gott gelehrt, einander zu lieben“. 

Und die Epheser ermuntert er so:

Werdet nun Gottes Nachahmer als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, gleichwie auch Christus uns geliebt und sich selbst für uns gegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, zu einem lieblichen Geruch für Gott.

» Epheser 5,1-2

2. Die Liebe liebt um ihrer selbst willen

Gott liebt uns, weil er Liebe ist (und dies durch das Erlösungswerk gerechtfertigt und uns gegenüber bewiesen hat). Und wir können nun lieben, weil wir durch die Erlösung Gottes Natur teilhaftig geworden sind. Und ganz wichtig für uns: Wir lieben jetzt, weil wir nun Seine Liebe in uns haben – und nicht weil unser Nächster uns einen Grund dafür liefern würde. Wir lieben, weil wir die Gnade erfahren haben und weil es einfach die Natur der Liebe ist, zu lieben und sich auf andere auszuweiten.

Das sagt Johannes in seinem ersten Brief, Kapitel 2,9-10: 

„Wer sagt, dass er im Licht ist, und doch seinen Bruder hasst, der ist noch immer in der Finsternis. Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht, und nichts Anstößiges ist in ihm“

Das bedeutet, wir sollen unseren Nächsten lieben, weil wir die Liebe Gottes in uns haben. Egal, ob dieser sie verdient oder nicht. Das ist natürlich oft sehr schwer, denn das geht ja völlig gegen unsere menschliche Natur. Aber wir haben eben nun diese neue Natur von Gott bekommen, damit wir sein Wesen ausstrahlen.

3. Die Liebe als Prüfstein der Echtheit

Wir sollen also seinem Vorbild folgen und als seine Jünger genauso lieben, wie er es tat. Das ist ein so provokanter Lebensstil, dass jedermann an der göttlichen Liebe in uns erkennen wird, dass wir Gottes Kinder sind. Also auch diejenigen, die noch nie etwas vom Evangelium gehört haben, diejenigen, die unsere Sprache nicht verstehen und sogar diejenigen, die vielleicht geistig eingeschränkt sind.
Ungeheuchelte Liebe erkennt jedes Herz. So wie es Jesus in seiner letzten Rede an die Jünger weitergab in Johannes 13,34-35:

„Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander lieben sollt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“

Jedermann, einschließlich wir selbst: Auch wir selbst sollen an der in uns wohnenden Liebe erkennen, dass wir Gottes Kinder sind. Johannes hat es wunderbar beschrieben:

„Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist aus Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der aus Ihm geboren ist. Daran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten.“ 1. Johannes 5,1-2

Das heißt, dass wir an unserem Liebe-motivierten Gehorsam Gott gegenüber erkennen können, dass wir unseren Bruder lieben. Das gilt auch anders herum. Wenn wir unseren Bruder lieben, ist es ein Zeichen dafür, dass wir auch Gott lieben.

4. Was ist Liebe und wie äußert sie sich?

Nehmen wir das Beispiel der Mutterliebe. Die Mutterliebe opfert sich auf für ihr Kind, damit es dem Kind möglichst gut gehe. Das größte Glück der Mutterliebe ist das Glück ihres Kindes. Das finden wir in ähnlicher Weise in 3. Johannes 1,4: „Ich habe keine größere Freude als die, zu hören, dass meine Kinder in der Wahrheit wandeln.“ Die Liebe findet ihre Freude in der Freude des Anderen. Paulus bringt noch ein schönes Beispiel, als er von seiner Liebe zu den Korinthern spricht. Er fand seine Freude in ihrer Freude, und sie fanden ihre Freude in seiner Freude.

2. Korinther 2,1-4: „Ich habe mir aber vorgenommen, nicht wieder in Betrübnis zu euch zu kommen. Denn wenn ich euch betrübe, wer ist es dann, der mich erfreut, wenn nicht der, welcher von mir betrübt wird? Darum habe ich euch dies auch geschrieben, damit ich nicht, wenn ich komme, von denen Betrübnis habe, über die ich mich freuen sollte; da ich doch zu euch allen das Vertrauen habe, dass meine Freude euer aller Freude ist. Ich habe euch nämlich aus viel Bedrängnis und Herzensnot heraus geschrieben, unter vielen Tränen, nicht damit ihr betrübt werdet, sondern damit ihr die Liebe erkennt, die ich in besonderer Weise zu euch habe.“

Die Liebe wirkt also das Glück des Nächsten und findet ihr eigenes darin. Mit anderen Worten könnte man es so formulieren: Liebe erforscht aktiv die (wahren) Bedürfnisse des Nächsten und freut sich daran sie zu stillen. Oder aktiv formuliert nach Piper: „Die Liebe ist reichlich vorhanden zwischen uns, wenn ihre Freude meine Freude ist und meine Freude die Ihre ist. Ich liebe nicht, weil ich nach Ihrer Freude strebe, sondern weil ich diese Freude als die meine suche.“  Diesen Bezug zwischen Liebe und Freude aneinander bringt Jesus selbst in Johannes 15,9-12.

Als weiteres Beispiel dafür können wir die Hebräer anschauen. Einige von ihnen waren im Gefängnis wegen der Verfolgung und die anderen haben diese Geschwister im Gefängnis versorgt, obwohl sie wussten, dass sie sich damit selbst verrieten und selbst mit Gefängnis oder der Enteignung bestraft werden könnten. Und das wurden sie schlussendlich auch.

In Heb 10,32-35 steht: „Gedenkt aber der früheren Tage, in denen ihr, nachdem ihr erleuchtet worden wart, viel Leidenskampf erduldet habt, als ihr teils durch Schmähungen und Bedrängnisse zur Schau gestellt und teils Gefährten derer wurdet, denen es so erging! Denn ihr habt sowohl mit den Gefangenen gelitten als auch den Raub eurer Güter mit Freuden aufgenommen, da ihr wisst, dass ihr für euch selbst einen besseren und bleibenden Besitz habt.“

Sie haben also mit den Gefangenen gelitten und haben den Raub ihrer Güter mit Freuden erduldet, weil sie ihrer Belohnung im Himmel sicher waren. Sie verloren ihren Besitz und gewannen die Freude! Ihre Freude an Gott floss über in Liebe zu anderen. Dies finden wir in Heb 6,10: 

„Denn Gott ist nicht ungerecht, dass er euer Werk und die Bemühung in der Liebe vergäße, die ihr für seinen Namen bewiesen habt, indem ihr den Heiligen dientet und noch dient.“

Das ist ein ganz bemerkenswerter Vers. Er sagt, dass sie die Liebe zu Gott bewiesen haben, indem sie den Heiligen gedient haben. Und sie haben es aus Liebe getan, wie Gott selbst es ihnen attestiert. Es war kein Pflichtgefühl oder dergleichen. Sie liebten Gott, also liebten sie ihre Brüder, und nicht mit Worten, sondern in der Tat. Wie auch Christus seine Liebe durch Geben ausgedrückt hat, so gaben auch sie ihren Besitz und sich selbst hin. Und wie Christus es wegen der vor ihm liegenden Freude tat, so fanden auch sie ihre Freude in der Belohnung, die sie bei Gott erwartet.

Hier ist das Geheimnis, wie die Liebe zu Gott in die Liebe zum nächsten überfließt. Piper prägt diesen Satz:

Liebe ist das Überfließen der Freude an Gott,
bei dem die Bedürfnisse anderer freudig gestillt werden.

» John Piper

Dem hätte Zachäus wohl sofort zugestimmt. Erinnerst du dich, wie sein Herz vor Freude überquoll durch die empfangene Liebe Gottes und sich zu seinem Nächsten ausbreitete?
Bist auch du dankbar für seine Gnade und sein Erlösungswerk? Fließt dein Herz über vor Freude darüber? Fließt sie auch zu deinem Nächsten über, ihm zugut? Diesen Gedankengang finden wir in 1. Johannes 3, 16-18:

„Daran haben wir die Liebe erkannt, dass Er sein Leben für uns hingegeben hat; auch wir sind es schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben. Wer aber die Güter dieser Welt hat und seinen Bruder Not leiden sieht und sein Herz vor ihm verschließt — wie bleibt die Liebe Gottes in ihm? Meine Kinder, lasst uns nicht mit Worten lieben noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit!“

Das fällt uns oft nicht leicht, nicht wahr? Das führt uns zu unserem nächsten Punkt:

5. Das Dilemma des Gebots - Liebe auf Knopfdruck?

Ist Liebe nun Gefühl oder Tat? Wie kann Gott Gefühle gebieten? Johannes bringt als erstes Argument der Liebe das Herz„(wer) seinen Bruder Not leiden sieht und sein Herz vor ihm verschließt — wie bleibt die Liebe Gottes in ihm? Und dann bringt er erst die Aufforderung zur Tat.

Das bedeutet, wir können auch unser Herz verschließen und trotzdem unserem Bruder helfen können, vielleicht aus Pflichtbewusstsein, oder weil wir einfach gehorsam sein sollen, und deswegen meinen, wir würden Gott lieben. Erinnern wir uns daran, dass Jesus sagte, dass das höchste Gebot die Liebe sei – und zwar von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Und an dieser Liebe hängt die Erfüllung des Gesetzes, also der Gehorsam (Röm 12,8-10; Gal 5,14). Davon spricht Gott schon im AT immer wieder, z.B.  in Hes 10,18-21, dass er Israel ein neues Herz geben wird, damit sie seine Gebote halten, und nicht in ihrem Herzen Götzendienst treiben, während sie äußerlich gesetzestreu sind, (dies wird auch in Hebräer 10,16 aufgegriffen). 

Arnold Fruchtenbaum schreibt: „Liebe ist die innere Haltung, doch gute Werke sind die äußere Handlung. Die Methode, Liebe äußerlich zu zeigen, besteht in guten Werken.“ (b)

Und John Piper schreibt dazu: „Wir sehen, dass die Liebe mehr ist als Gefühle, aber eben auch nicht weniger. Herzliche Gefühle können niemals die Taten der Liebe ersetzen und man muss sich auch dann um Liebe bemühen, wenn die Freude dabei fehlt.“ (c)

Wir sind oftmals in einem Dilemma. Wir wissen, dass wir lieben sollen. Wir wissen, dass wir uns freuen sollen. Und wir wissen, dass wir genauso auch gehorsam sein sollen. Oftmals denken wir, dass wir nur eines davon gleichzeitig erfüllen können. Aber Gott hat einen fröhlichen Geber lieb, und die Bruderliebe soll ungeheuchelt, herzlich und innig sein. Paulus ermahnt die Kolosser:

Und alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als für den Herrn und nicht für Menschen, da ihr wisst, dass ihr von dem Herrn zum Lohn das Erbe empfangen werdet; denn ihr dient Christus, dem Herrn!

» Kolosser 3,23-24

Überall in der Bibel finden wir, dass Taten ohne Liebe wertlos sind. Sie sollen aus der Liebe zum Herrn für unsere Mitmenschen geschehen. Und doch fühlen wir oft keine Liebe und auch keine Freude. Das wusste Johannes auch. Deswegen führte er, nachdem er sagte, dass die Liebe Gottes nicht in unseren Herzen bleiben kann, wenn wir unser Herz vor unserm Bruder verschließen, weiter aus:

1. Johannes 3,19-20: „Und daran erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und damit werden wir unsere Herzen vor Ihm stillen, dass, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles weiß.“

Es ist für uns Menschen unmöglich jederzeit vollkommen zu lieben, gehorsam zu sein und uns ungetrübt zu freuen. Aber stumpfer Gehorsam gefällt Gott nicht! Wir können Gott nichts vormachen. Wenn unser Gehorsam nicht aus Liebe geschieht, ist es Sünde. Wenn unser Herz aber, wie es Johannes in seinem Brief schreibt, uns verurteilt, weil wir nicht so lieben, wie wir lieben sollten, dann haben wir in Jesus einen treuen und barmherzigen Gott, der uns die Sünden vergibt und auch Mitleid hat und daran gedenkt, dass wir nur Staub sind. Ist es nicht tröstlich?

Dazu habe ich bei Piper ein gutes Konzept gefunden: Die drei Stufen der Freude

Die höchste Stufe ist die „ungehemmte Freude an der vielfältigen Vollkommenheit Gottes – die Freude der Dankbarkeit, der Verwunderung, der Hoffnung und der Bewunderung“. 

In der mittleren Stufe „empfinden wir keine Freude in Fülle, sondern vielmehr Verlangen und Sehnsucht. (…) Auch wenn hier das Ideal einer lebhaften, von Herzen kommenden Verehrung und Hoffnung nicht erreicht wird, ist auch diese Stufe eine große Ehre für Gott. Wir ehren das Wasser aus einer Bergquelle nicht nur durch unser zufriedenes Seufzen, nachdem wir unseren Durst gelöscht haben, sondern auch durch das unerfüllte Verlangen, während wir noch zu ihr hochklettern.“

Die unterste Stufe ist „die Öde in der Seele, die kaum ein Verlangen empfinden kann. (…) Dennoch wird Gott auch geehrt durch den Funken einer vorausempfundenen Freude, bedingt durch den Kummer, den wir fühlen, wenn unsere Herzen lauwarm sind. Sogar in jenes jämmerliche Schuldgefühl wegen unserer tierhaften Empfindungslosigkeit fällt ein Abglanz der Herrlichkeit Gottes.“

Jede Regung unseres Herzens, welche nach Gott, der die Liebe ist, verlangt, und nach der Freude in ihm, sieht Gott gnädig an, und verherrlicht ihn sogar in gewisser Weise, wie Piper es schreibt.

6. Die Liebe zu Gott ist zugleich die Liebe zu unserem Bruder

Was hat nun die Liebe zu Mitmenschen zu tun mit unserer Liebe zu Gott und Seiner Gnade uns gegenüber? Diesen Vers haben wir schon gelesen:

1. Johannes 3,16: „Daran haben wir die Liebe erkannt, dass Er sein Leben für uns hingegeben hat; auch wir sind es schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben.“

Paulus sagt ja im Hohelied der Liebe, dass es jemandem nichts nützen würde, wenn er seinen Leib für die Armen verbrennen lassen würde und dabei keine Liebe hätte. Für solch ein Opfer bedarf es sehr viel Liebe, oder? Jesus sagt von sich selbst, dass niemand größere Liebe hat als der, der sein Leben lässt für seine Freunde. Was meint also Paulus damit, dass dieser keine Liebe hat? Könnte es sein, dass ein Mensch also seinen Leib für andere verbrennen lassen könnte und in Gottes Augen keine Liebe hätte, weil seine Handlung keine Verbindung hatte zu einer wahren Liebe zu Gott? Denn Jesus gab sein Leben aus Liebe zu Gott und zu uns hin. Dass bedeutet, dass wahre Bruderliebe erst authentisch ist, wenn sie aus der Liebe zu Gott herausfließt.

Und dies könnte diesen Grund haben: Und zwar, dass es ja ein und dieselbe Liebe ist. 

Wir haben nur eine Art von Liebe empfangen, mit der wir lieben können. Diese hat jedoch verschiedene Facetten. Wir lieben Gott, wenn wir uns an ihm erfreuen, wenn wir dankbar sind, wenn wir uns nach ihm sehnen. Schließlich verleihen wir all dem Ausdruck, indem wir seinem Gebot der Bruderliebe gehorsam sind. Und wie sieht diese aus? Denken wir an all die Facetten der Liebe aus 1. Kor 13, Barmherzigkeit, Güte, Langmut, Vergebung, Freundlichkeit usw. Diese Facetten der Liebe können wir Gott gegenüber nicht ausleben. Diese Dinge können wir nur in der Liebe zu unserem Nächsten ausdrücken. Und so schließt sich der Kreis. Gott hat uns zuerst geliebt und gebietet uns auch ihn zu lieben. Diese Liebe motiviert zum Gehorsam ihm gegenüber, indem wir unseren Nächsten lieben.

So sehen wir, wie die Freude an Gott, die Liebe, unser Herz erfüllt und zum überfließen bringt, und wir dann im Alltag gar nicht anders können, als dass wir diese Liebe weitergeben und ausleben. Lass dein Herz füllen!

7. Das Feuer der Liebe

Was aber tun, wenn unser Herz kalt ist, und wir nicht mal Kummer darüber verspüren? Da gibt es nur eines: 

Zurück zum Kreuz!

John Stott wusste: „Das Kreuz ist das lodernde Feuer, an dem sich die Flamme unserer Liebe entzündet, doch wir müssen ihm so nah kommen, dass seine Funken auf uns überspringen können.“ (d)

Genau! Du schaust in dein Herz hinein und findest nicht einmal Buße über deinen Zustand? Dann gehe zur Quelle der Liebe und der Wahrheit, sei ganz ehrlich zu Gott, sage ihm, wie es dir ums Herz ist. Bitte ihn dir Buße zu geben und denke über das Kreuz nach. Dadurch wirst du dem Kreuz näher kommen und der Funke wird bald wieder auf dich überspringen! Der Funke der Freude über die Vergebung wird die Glut der Liebe in deinem Herzen zu neuem Feuer entfachen.

*****

Abrunden will ich das Thema mit einem Zitat von Piper:

„Die Liebe ist die überfließende Freude an Gott, die freudig die Bedürfnisse anderer erfüllt. Es ist der Impuls einer Quelle, überzufließen. Er hat seinen Ursprung in der Gnade Gottes, die freigiebig überfließt, weil sie sich daran erfreut, eine Leere zu füllen. Liebe teilt das Wesen dieser Gnade, weil auch sie sich daran freut, freigiebig überzufließen, um die Bedürfnisse anderer zu erfüllen.“

Im Grunde genommen sollen wir einfach die ganze Schönheit der Liebe Gottes in all ihren Facetten widerspiegeln. Das ist der Platz, für den Gott uns geschaffen hat – wie CS Lewis sagt, und wenn wir ihn erreichen, dann ist unsere Natur gestillt und unser Glück ist Wirklichkeit geworden. (e)

Ja, lasst uns Gott immer ähnlicher werden. Lasst uns barmherzig sein, weil er uns barmherzig ist, lasst uns gütig sein, weil er uns jeden Tag mit seiner Güte überschüttet und lasst uns lieben, weil er uns zuerst geliebt hat!

8. Weiterführende Bibelstellen

Euch aber lasse der Herr wachsen und überströmend werden in der Liebe zueinander und zu allen,
gleichwie auch wir sie zu euch haben, damit er eure Herzen stärke und sie untadelig seien in Heiligkeit
vor unserem Gott und Vater bei der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus mit allen seinen Heiligen.

» 1. Thessalonicher 3,12-13

Denn Gott ist mein Zeuge, wie mich nach euch allen verlangt in der herzlichen Liebe Jesu Christi.
Und um das bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr überströme in Erkenntnis und allem Urteilsvermögen, damit ihr prüfen könnt, worauf es ankommt, sodass ihr lauter und ohne Anstoß seid bis auf den Tag des Christus, erfüllt mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus [gewirkt werden] zur Ehre und zum Lob Gottes.

» Philipper 1,8-11

Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist.

» Galater 5,6

Vor allem aber habt innige Liebe untereinander; denn die Liebe wird eine Menge von Sünden zudecken.

» 1. Petrus 4,8

Gleichwie mich der Vater liebt, so liebe ich euch; bleibt in meiner Liebe!
Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, gleichwie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe geblieben bin.
Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude völlig werde. Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, gleichwie ich euch geliebt habe.

» Johannes 15,9-12

Da ihr eure Seelen durch den Gehorsam gegen die Wahrheit zur ungeheuchelten Bruderliebe gereinigt habt, so liebt einander anhaltend, aus reinem Herzen!
Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes.

» 1. Petrus 1,22-23

(a) John MacArthur, „Die Liebe Gottes“, S. 44, Betanien Verlag
(b) Arnold Fruchtenbaum, „Der Hebräerbrief“, S. 188, Christlicher Mediendienst
(c) Alle Zitate von John Piper stammen aus dem Buch „Sehnsucht nach Gott“ aus dem Kapitel „Liebe“, 3L Verlag
(d) C.J. Mahaney, „Das Kreuz im Zentrum“, S. 13, Arche Medien
(e) C.S. Lewis, „Über den Schmerz“, S. 50, Brunnen Verlag